2022.12.12. Ihr Lieben,
Inzwischen habe ich zwei mal einen Herzinfarkt gehabt, meine Kraft verlässt mich. Ich würde so gerne weiter für meinen Brunnenfrosch schreiben, aber ich bin froh, noch am Leben zu sein. Die Ärzte wollen mich an die Dialyse hängen, eine Aortaklappe im Herzen ersetzen, ich weiß nicht ob ich das will. Die Sonne scheint, Schnee liegt auf den Terrassenbäumen, der Weihnachtskaktus blüht, mein Blick fällt auf die Reisebilder auf der Atelierwand, da werden die Erinnerungen wach. Leben ist so wunderbar, ich bin dankbar noch dabei zu sein. Damit das auch irgendwo zu lesen ist, mein Lebenslauf und die Geschichte meiner Familie:
2022.4.27
Lebenslauf Fred Weidmann
Mein Vater, Heinrich, Leopold Weidmann, war Chemiker und in die Natur verliebt. Er unterstützte einen der letzten Künstler vom Monte Veritá (Waldemar Bettac), sein Bruder, Rudolf, mein zweiter Vorname, war Künstler, wie auch sein einziger Freund aus Studienzeiten, Willi Burger aus Basel. „Onkel Willi“ war meine Initiation als Maler. Mit etwa zwölf Jahren beherrschte ich das Handwerk, malte ich an seiner Seite mit Staffelei in der Landschaft. Damals, wie auch noch heute bemühe ich mich, getreu einzufangen was mich an einem Ort hält. Seit diesen Kindertagen habe ich mich auch an die Rolle gewöhnt, ich sah mich als Künstler und wurde von meiner Umwelt als Sonderbegabung gefördert. Neben der Kantonalen Handelsschule in Zürich besuchte ich die Kunstgewerbeschule für Anatomie bei Wilhelm Bärtschi.
1957, mit neunzehn Jahren, fand ich mich als Sophomore an der Staatsuniversität Montana, in den Vereinigten Staaten. Dort malte ich wie besessen lebensgroße Bilder und schaffte zwei Einmann-Ausstellungen, die sofort ausverkauft waren. Es waren Splash-Bilder a la Jackson Pollock mit figürlichen Themen jedoch. Für meine renaissancehafte Ausbildung studierte ich Anatomie für Mediziner, vergleichende Anatomie mit Sezieren von Tieren, Ballettunterricht rundete diese Phase ab.
1958 bis 1960 studierte ich an der „Hochschule für Gestaltung“ in Ulm, visuelle Kommunikation, eine bedeutsame Zeit, die mich reifen ließ für ein Leben als Freiberufler. Dort lernte ich professionelle Fotografie, Produktgestaltung, war Aufnahmeleiter für einen Film über die Hochschule, nur die Vertiefung meiner Ziele fand ich dort nicht.
1960 schrieb ich mich an der Wirtschaftsfakultät in Köln ein, ich wollte Soziologie bei René König studieren und nahm es auf mich, dort ein Diplom mit Finanzwissenschaft, Volkswirtschaft, und so zu machen. Zeitweise war ich im Vorstand der „Arbeitsgemeinschaft für Filmfragen“ aber wirklich bedeutsam sollten die Abende im Alpbach Seminar mit Hans Albert werden. Dort diskutierten wir Fragen der wissenschaftlichen Methode. In den Jahren war ich Stipendiat der Friedrich Ebert Stiftung; Hochbegabtenförderung hieß das damals. Meinen „Diplomvolkswirt sozialwissenschaftliche Richtung“ machte ich im 2. Anlauf ich glaube 1965.
1965 arbeitete ich für Erwin K. Scheuch an einem Harvard-Projekt, dem General Inquirer, Sekundäranayse von Umfrageforschung.
1966 bis 1971 dann die wissenschaftlich intensive Zeit am Institut für Kommunikationsforschung und Phonetik an der philosophischen Fakultät der Universität Bonn. Gerold Ungeheuer war unser verehrter Institutsleiter. Meine Forschung war im Wesentlichen Missverständnis-Forschung, ich wollte verstehen, wie die Menschen aneinander vorbeireden. Es entstanden Forschungsberichte und eine Doktorarbeit mit dem Titel „Grundlagen einer Kommunikationssoziologie“, (Buske, Hamburg 1971 und 73). Ich habe zwei Doktorväter, René König und Gerold Ungeheuer. Mein Titel: Doctor rerum politicarum.
1968 war ich 30 und die engen Freundschaften nach Harvard, wo Timothy Leary die Welt mit LSD in Aufruhr brachte, gaben mir die Möglichkeit, mit bewusstseinsverändernden Zuständen zu experimentieren. Ich muss das erwähnen, denn ohne LSD und Cannabis hätte ich nicht mehr zu meiner eigentlichen Berufung zurückgefunden. Ich steckte voller Bilder, die nach Ausdruck schrien. Richard Matuschek ein Wiener Künstler aus der Gruppe der Phantastischen Realisten, führte mich ein in seine Arbeitsweise, die Décalquage mit Ölfarbe auf nicht saugendem Grund. Ein Jahr lang war ich auch Assistent von Wilhelm Menning am Lehrerseminar in Kettwig, NRW, wo ich künftigen Lehrern Techniken des Malens beizubringen hatte.
1972 schon kommt die erste Ausstellung in Köln in Frau Gerlings Baukunst Galerie: Parterre Picasso, im ersten Stock FW. Das war wie ein Ritterschlag. Acht meiner Bilder kaufte das Bundesgästehaus, wo sie viele Jahre die Schlafzimmer der Staatsgäste schmückten. Ab da habe ich einige Jahre in Köln, Bonn, Paris und in New York, Madrid, Zürich, Las Palmas, Stockholm, ausgestellt, Geschäftsbeziehungen aufgebaut und wieder zerbrochen. Wir lebten barfuß im Auwald am Rhein. Ich malte mit Öl, meist auf Melaminharz-Platten, sehr viel Airbrush, Themen waren die Natur, der ich durch Überhöhung meine Bewunderung zeigte. (Herakleum-Bilder). 1973 kauften wir ein uraltes Haus im Languedoc, wo ich mit Frau und Kind die Sommer verbrachte.
1978 zogen wir mit Stipendium von Zürich an die Cité des Arts in Paris. Paris war enttäuschend, in fünf Jahren fand ich keine Gespräche, die mich interessierten. Immerhin hielt ich es fünf Jahre aus, malte alle Wände meines Ateliers mit „Genesis“ zu, um dann in den frühen Achtzigern nach Bonn-Bad Godesberg zurückzukehren.
1983 verbrachte ich einen Monat in Südkorea und habe die Gelegenheit, mit einem Landschaftsmaler in alle Winkel des Landes zu kommen, genossen. Längere Studienaufenthalte in Spanien, Miami (USA), Thailand, auf Bali, den Seychellen, haben meinen Horizont erweitert. Der Keramiker Peter Thumm lehrte mich in den Achtzigern Majolika-Malerei und das Arbeiten mit Ton. Namedropping: Ernst Fuchs und seine Freundin Uta Saabel besuchten mich manchmal, wenn er in Rolandseck ausstellte.
1984 mein Bildband, „Fred Weidmann“ und der Umzug nach München, wo ich seither meist anzutreffen bin. Ab da vergehen die Jahre im Fluge, Sammler (Joseph Schörghuber, Otto Eckart) und Aufträge verschiedenster Art halten den Betrieb in Gang. Neben den Bildern mache ich Wandbemalungen, gestalte ganze Häuser (Algarve, Köln, Belgrad, Bayern, Toscana), arbeite für Verlage und die Filmindustrie (Las Vegas, Erkan und Stefan usf.). Mein freies Werk macht nochmal ein paar Schwenks, weil mir der Garten fehlt, inspiriere ich mich mit Marmorierungen. Die Zufälle des Flüssigen verführen zu philosophischem Tiefgang. Seit 1976 führe ich Tagebuch; das dürfte ein Kubikmeter Skizzen, Aquarelle und Texte sein, die keiner kennt, alles auf einem handgeschöpften Papier, was ich in Auroville, Indien, habe anfertigen lassen.
2000 und 2013 gestalte ich für den Nachtschatten Verlag einen Kalender „Magic Mushrooms“. 2006, zum hundertsten Geburtstag von Albert Hofmann halte ich einen Vortrag in Basel über „Malerei als Bewusstseinsforschung“. Es bilden sich Freundschaften mit Künstlerkollegen und Autoren: Christian Rätsch, Olaf Rippe, Andreas Giger. (Hansruedi Giger kenne ich seit 1972, wir haben seit damals den gleichen Drucker, Walo Steiner.) Für Ulrich Holbein, Ralph Metzner, Rainer Langhans, und viele mehr, mache ich Buchtitel.
Ich sehe mich als einen malenden Naturphilosophen, Bewusstseinsarbeit ist die eigentliche Triebkraft meines Lebens. Seit über zehn Jahren streite ich für eine Welttheorie. Dabei geht es um die Verursachung von allem, um Metaphysik. Ich glaube, es hält mich am Leben, dass ich dem chaotisch Absurden des Nicht-Sprachlichen eine begreifbare exakte Geisteswelt entgegenhalte. Auch das eitle, Gefallsüchtige am Künstlerdasein braucht ein Gegengewicht, eine verstehbare, klare Gedankenwelt, die nicht nach Applaus und Beachtung schielt, sondern durch Argumente gewinnt. Mein ganzes Werk ist der Versuch, „Heile-Welt“ als Gegengewicht auch zu den destruktiven Tendenzen meiner Kunstepoche, wie eine minimal invasive Medizin, zu fördern.
Vom 14. Mai bis Oktober 2022, nehme ich teil an einer Gruppenausstellung „Psychonauten II“, zu Ehren von Stanislav Grof, in der Galerie des HRGiger Museums in Gruyères.
Geboren bin ich in Herisau, im Kanton Appenzell, am 21. Januar 1938, Bürger von Embrach, Zürich, Schweiz.
2022.5.18. Ascona und die Weidmanns.
Ulrich Holbein hat mir vor Jahren ein Büchlein geschenkt „Drum Tao-Wind ins Winterland“, Der grüne Zweig 260, das habe ich den ganzen Vormittag gelesen. Dort wird über drei barfuß-gängige Sonderlinge berichtet, extreme Vorläufer der Hippies und deren Beziehung zum Monte Veritá, einer Art Edelkommune im paradiesischen Ascona. (Wandmalerei bei Koty-Zahnarzt.)
Da steigt in mir die lange Familiengeschichte der Weidmanns hoch. Ich bin viel direkter ein Nachfahre dieser frühen Hippies, als die vielen, die sich da anstrengen, dazuzugehören. In Zürich sind zwei der Enkel meines Bruders in der Kunstszene aktiv. Natürlich weiß keiner außer mir, woher wir kommen, geografisch und geistig. Wir sind eng eingewebt in die revolutionäre Kultur der Monte Veritá Pilger von vor hundert Jahren. Damit das nicht vergessen werde, schreibe ich hier.
Seit Alters her waren die Weidmanns die Schmiede in Embrach bei Zürich, mein Urgroßvater war ausgewandert nach Siebenbürgen, damals K und K Österreich. Mein Vater ist 1905 in Siebenbürgen geboren. Die Habsburger waren auch König von Mexiko, so kam es, dass Familie Weidmann in Mexiko eine Textilfabrik betrieb. 1912 war dann der Indianeraufstand, viva Zapata, und alle Weißen wurden abgeschlachtet, was sie wohl nicht besser verdient hatten. Meine Familie aber wurde verschont, weil sie die Menschen anständig behandelt hatten (sagt man). Man fand sie nackt vor der Schweizer Botschaft. Meinen Vater, sieben Jahre alt, muss das ziemlich betroffen haben. Die folgenden Jahre in Europa waren nicht minder bedrohlich, der erste Weltkrieg nahte und wer Schweizer war, tat gut daran, dorthin zurückzukehren. Über die Jahre weiß ich nicht viel, nur ein Großonkel war Pferdehändler im Elsass und bediente die französische Armee. Er war kinderlos und sein Vermögen ist verschwunden. Ich selbst habe in den Jahren in Paris versucht, Spuren des einstigen Reichtums zu finden, da war nichts mehr. Mein Vater studierte in Deutschland, ich weiß, dass er Hunger gekannt und Anfang der dreißiger Jahre in Panik Augsburg verlassen hat. Die Nazis hatten in Deutschland die Macht ergriffen. Er hatte Chemie studiert und mit Chem. Ing. abgeschlossen. Er heiratete meine Mutter, Alice Kuhn, aus St.Gallen, sie war wunderschön, gelernte Schneiderin, geboren 1912. Sie hatten drei Kinder: Alice (1935), Heiner (1936) und mich, Alfred, Rudolf, Januar 1938. Und schon wieder Krieg. In diesen wilden Zeiten war mein Vater geistig auf der Seite der Erneuerer, sein Bruder und seine Freundschaften waren Künstler, Gusto Gräser, auch aus Siebenbürgen, Hermann Hesse und die Freaks vom Monte Veritá in Ascona prägten die Hoffnungen dieser Generation. Hermann Hesse habe ich noch kennengelernt. Man war wohl Mitläufer dieser frühen alternativen Bewegung. Mein Vater war ein Pionier der organischen Chemie, was ihn später wohlhabend machte. Ich profitierte von einer großen Bibliothek, wo die Bücher mit hüpfenden Nackedeis verkehrt herum im Regal standen. Es gab Gedichte, Romane, Lexika, Anatomie-Atlanten und Laotse, National Geographic im Abonnement, ein ganzes Zimmer mit Buchrücken. Vater war früh aus der Kirche ausgetreten, er war Atheist.
Seine Beziehung zu den Naturpropheten und den frühen Hippies vom Monte Veritá kommt für mich erst spät zum Bewusstsein, als er in Ronco sopra Ascona einem der letzten Künstler der Kolonie, dem Russen Wladimir Bettac, eine Rente bis zum Lebensende gab. Bettac war damals total verwildert mit Dreckkruste auf dem Kopf. Sein Häuschen im Kastanienwald sollte mein Zuhause werden, weil ich als werdender Künstler dahin gehörte. 1957, bevor ich nach Amerika ging, habe ich dort eine Palme gepflanzt und mich in Stucco auf der Hauswand verewigt. (Bild)
Ich bin dann mein Leben lang nicht mehr in die Schweiz zurück. Heute sitze ich in München zur Miete, von der Familie habe ich keinen Cent genommen. Aber die Saat der Naturphilosophen, der Freunde und Vorbilder meines Vaters ist bei mir aufgegangen. Ich bin das Produkt dieser Spießerverachtung, die mit Kunst überleben kann. Ich war von klein auf Teil einer Bewegung, die zeitweise die ganze Welt erfasst hat, Birchermüsli-Hippie von Geburt und Bestimmung, Kulturzentrum und Selbstdenker. Mein Studium, meine Lebensweise, meine Selbstversuche als Psychonaut, meine Freundschaften und Bekanntschaften, alles hat direkte Wurzeln in den Wander-Gestalten um den „Berg der Wahrheit“. Ich hatte zeitweise das Bedürfnis, das aufzuarbeiten, auch meine Zugehörigkeiten äußerlich zu signalisieren, aber heute trage ich kurze Haare. Es ist zeitraubend, Bart und lange Haare zu pflegen, nur um von dummen Schafen als Außenseiter erkannt zu werden. Viel wichtiger ist mir, die geistige Revolution weiterzutreiben, frei zu leben. Damit diene ich einem Untergrundstrom, der hoffentlich weitere Generationen antreibt.
2022.11.02 Verdrehte Welt.
Dem Frosch fällt auf, dass die Menschen glauben, sie könnten und sollten nicht wirklich dahinterkommen, was die Dinge antreibt. Kann sein, dass es einige Generationen braucht, bis sie ihre Alltagserfahrungen umgestellt haben auf ein Welterlebnis ohne den Energien-Glauben mit den absurden Fernwirkungen. Es hat viele Generationen von Fröschen gebraucht, um zu dem neuen Weltbild zu gelangen. Mein Brunnenfrosch verkörpert den Clan derer, die die Utopie wagen und in einer Ursachen-korrigierten Weltsicht ihre Erfüllung sehen. Der Frosch hat diese Metamorphose hinter sich, seine Turmspringerin beschleunigt nicht zum Wasser hin. In seinem Weltverständnis ist das eine Sinnestäuschung, verdrehte Welt. Alles um sie herum schießt in die Höhe, während sie schwerelos die Wasseroberfläche auf sich zukommen sieht.
Es war 1915, als Albert Einstein ausrechnete, dass es nicht die Erde sein könne, die expandiere. Sein Äquivalenzprinzip hätte ihn aber dahin führen müssen. Den Menschen wäre einiges erspart geblieben, wenn er sich schon damals eingestanden hätte, dass Gravitation einfach der Andruck des expandierenden Globus' ist!
So sind es denn nur die Frösche, die jene zurechtgerückte Welt des zweiten Wanderers begriffen haben.
2022.10.29 Die Lust zu philosophieren.
Der Frosch verspürt die Lust zu philosophieren. Warum ist den Menschen nicht wichtig, was jetzt geschieht? Sie denken an Gewesenes, oder an Zukünftiges, dabei gibt es beides eigentlich nicht. Jetzt und nur jetzt ist alles da, ist alles messbar: Materie, Licht, Druck, alles. Wo aber ist die Vergangenheit, wann fängt sie an, gerade eben, und was ist, vor allem wo ist Gewesenes? Im Sediment, in einem Film, in einem Meta-Universum? Was gewesen ist ist weg, eine Erinnerung; jedenfalls an keinem Ort, an den man zurückkehren könnte. Zukunft ist nochmal so fragwürdig. Alles zieht seine Bahn im Jetzt, so dass besonders Schlaue vorausschauen, was sein wird. Nur, diese Zukunft ist nicht real, da ist nichts außer Gedanken oder Rechenergebnissen. Irrtümer sind unvermeidlich. Die richtigen Gedanken aber, machen eine Spezies erfolgreich. Die richtigen Gedanken sind die Hebel, die wir im Jetzt ansetzen. Darum hört auf, bullshit zu glauben, meint der Frosch.
2022.10.6. Angekommen.
Der Frosch auf dem Leiterchen signalisiert den Menschen schönes Wetter, meinen diese, aber er hat viel mehr zu verkünden: Es gibt ein Prinzip, was so offensichtlich ist, wie die Sonne, die im Osten aufgeht. Die Expansion. Es ist so einfach und stimmig, dass es den scholastischen Denkern bis heute entgangen ist. Das Prinzip der Expansion erklärt die Welt. Wo einst die Unterwerfung unter verwirrend viele Kräfte und unbegreifliche Zusammenhänge uns plagte, ist heute die schlichte Einsicht in das Prinzip der Expansion getreten.
Mein Brunnenfrosch auf der Leiter ist froh, diese letzte Metamorphose geschafft zu haben. Missverstanden als Wetterfrosch lehrt er die Sicht des zweiten Wanderers.
2022.10.2. Theoretisch wasserscheu.
In den späten sechziger Jahren war ich als Soziologe in der Kommunikationsforschung. Es ging um Missverständnis-Forschung. Da haben wir den Begriff der Situationstheorie eingeführt, die Idee, dass, wenn zwei Leute Sätze von sich geben, man diese auffassen kann als abgeleitet aus einem Theorie-artigen Situations-Verständnis der Akteure. Der Brunnenfrosch hat gehört, dass die Themen weiterleben im Fach Kommuniikationswissenschaft. Das ermutigt ihn, darzulegen, wie seine Fragestellungen seither noch grundlegendere Missverständnisse aufgedeckt haben.
Froschologisch expandiert immer alles. Was Frösche von der Welt wissen, ist, dass sie B-Wanderer sind und aus dem beschleunigenden Fahrstuhl gucken, dass ihre Sinnesdaten von ihrer impliziten Situationstheorie verarbeitet werden, Was sie im Jetzt leisten, befähigt sie vor und zurück zu schauen, Verursachungen zu postulieren. Sie bedienen sich intellektueller Werkzeuge, wie der Sprache und der Schrift, Aufzeichnungsverfahren aller Art, der Zeitrechnung, sie haben eine Welttheorie.
Menschen auch. Das Konzept der Zeit und der Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, erzeugt ihnen ein Weltbild, das sie für unumstößlich halten und das doch zu Alternativen einlädt. Dabei benutzen sie schon mal absurde Hilfsmittel, wenn sie etwas verstehen oder erklären wollen: geheimnisvolle Kräfte, Gravitation, Energien, dunkle Materie, alles archaische Instrumente, aus der Sicht der Frösche. Wahrheiten, deren Menschen habhaft werden können, mögen zwar eine beliebig gute Datenbasis haben, aber sie sind theorieartige Gebilde. Menschen sind zu Recht stolz, auf das, was sie auf diesem Gebiet geleistet haben und sie verteidigen verständlicherweise, was sie so mühsam erworben haben. Großes Schulterklopfen im 21. Jahrhundert! Aus der Froschperspektive wirkt das alles etwas wasserscheu und könnte noch einen evolutionären Schritt vertragen.
2022.9.24. Mein Credo
Der Brunnenfrosch steigt wieder mal auf das Podium, bläst sich auf, und brüllt „Ich bin erleuchtet! Expansion erkennen ist Erleuchtung.“ Dann springt er in sein Loch und lässt mich in Erklärungsnot. Ich soll erklären, wie das Universum aus der Froschperspektive aussieht. Das fängt an bei den Atomen, die er wie Domino-Steine versteht, aus denen alles was existiert fein säuberlich aufgebaut ist. Diese Steine expandieren, das ist ihre Grundeigenschaft, sie können nicht anders, als wachsen. Das bewirkt, dass die Reaktionsstraßen dauernd aktiv sind. Je länger die Ketten, desto größer wird der Druck zum Ende hin und das schiebt die äußeren Steine nach außen. Das Prinzip der expandierenden Dominosteine und -ketten, erklärt den Fahrstuhleffekt auf der Oberfläche einer großen Kugel. Zu guter Letzt bleiben nur wenige Akteure: Der zweite Wanderer, dem jeder Schritt etwas größer gerät als der vorangegangene, der Fahrstuhl und die Blümchen. Mich und den Leser darf ich nicht vergessen, die Hauptakteure. Wir alle sind solche kunstvolle Dominoketten-Gebilde, die unentwegt abrollen und Druck geben. Wir sind alle der zweite Wanderer, den ersten haben wir erfunden. Wir sind alle im anfahrenden Fahrstuhl, weil der große Erdball drückt.
Physisch existieren wir nur immer genau jetzt, in einem Jetzt-Zustand, aber wir sind so komplexe Gebilde, dass wir Methoden haben, vor und zurück zu schauen , wo Zukünftiges noch nicht existiert und die Vergangenheit nur eine immaterielle Erinnerung ist. Das Geheimnis des Frosches ist daher, er sieht die Zeitachse als eine kulturelle, intellektuelle Leistung und damit gefärbt, nachbearbeitet, retuschiert und redigiert. Was wir glauben und wissen, ist bei aller konkreten Verursachung, Konvention. Darum können wir aneinander vorbei reden und absurde Bekenntnisse über Jahrhunderte aufrecht erhalten, Autoritäten glauben, obwohl wir es besser wissen.
2022.9.22. Die wahre Erbsünde.
Dass unsere bewusste Realität eine fakultative Nachbearbeitung der Rohdaten unserer Sinne ist, ist unter Kommunikationsforschern bekannt. Jeder Organismus, ja sogar die unbelebte Natur, muss seine Einbettung in die Welt auf Daten aufbauen, die nur ihm und im Jetzt hereinkommen. Aus diesen Daten leitet unser Weltbildapparat ein Bewusstsein ab. Mein kluger Brunnenfrosch fragt sich, ob dabei Freiheit zum Zuge kommt. Zum Beispiel die Turmspringerin, um zur Ansicht zu kommen, sie falle mit bis zu 80 kmh, muss enorme Rechenleistung vollbringen, um nicht zu denken „ich schwebe schwerelos, bis die Wasseroberfläche mir entgegengekommen ist.“ Der Frosch erinnert, dass sie sich vom Dach des anfahrenden Fahrstuhls löst und der Boden sie gleich einholen wird. Vielleicht wäre sie gut beraten, zu erkennen, was sie leistet, dass sie ihr Erleben umrechnet in das Gegenteil der physikalischen Realität. Wir alle leben mit unvorstellbar viel Daten, die wir außer Acht lassen und missverstehen. Wir kommunizieren im sozialen Modus, dazu rechnen wir in jedem Jetzt-Zustand die meisten Daten weg. Unter anderem lassen wir permanent Größen und Distanzen als konstant erscheinen, obwohl das in der Welt des 2. Wanderers gar nicht sein kann. Wir wollen nicht wissen, dass wir stets nach einer guten Sekunde 80 kmh schnell sind. Den Andruck der Beschleunigung spüren wir zwar, aber aus Konvention halten wir das für eine Art magische Fernwirkung des uns ansaugenden Erdballs.
Der Frosch fragt nun, ob das so sein muss, ob das nicht die eigentliche Erbsünde der Menschen sei, so etwas wie Propaganda im Krieg. Man haut den anderen und sagt, der war's. Der Frosch fragt sich auch, ob nicht die Rückkehr zur wahren, nicht verdrehten Weltsicht vorteilhaft wäre, wie alle Rückkehr zur Wahrheit. Frösche jedenfalls haben Zugang zu dieser Sicht. Von außen gesehen ist klar, dass sich die Menschen zu nützlichen Idioten machen. Der Glaube, man könnte in einer Welt des 1, Wanderers leben, schafft Abhängigkeiten und Verwirrung, am Ende feudalen Machtmissbrauch.
2022.9.18.
Alles ist relativ.
„Alles ist relativ“ - und dann mussten wir lachen, weil das schien uns als Veräppelung der hochheiligen Relativitätstheorie Einsteins. Jetzt habe ich den Spruch im Herzen, vielleicht das Mantra der Brunnenfrösche. In der Froschologie ist die tiefe Wahrheit, alles sei relativ zu allem, über allem, und zwar durchgängiger als unter Gelehrten üblich. Der Frosch lebt im anfahrenden Fahrstuhl, vielleicht weiß er das nicht. Er erhält Daten von seiner Außenwelt. Draußen ist auch alles in ständiger Bewegung, seine Sinne registrieren was für sie relevant ist: das sind Daten relativ zum Frosch im Fahrstuhl. Das ist die Datenbasis, mit der alle Welt sein Weltbild baut. Dem Frosch ist egal, ob der Apfel auf Herrn Newton zurast, oder ob Newton dem Apfel entgegenkommt. Seine Rohdaten erlauben nicht, das zu entscheiden. Menschen meinen, sie müssten einen qualitativen Unterschied machen, wenn zwei Dinge sich bewegen. Zum Beispiel die Zwillinge, wo der eine wahnsinnig davonrast, der andere stehenbleibt und bei der Rückkehr ist der Zurückgekommene jünger als sein Bruder. Froschologisch ist das ein unbrauchbarer Gedanke, weil die zwei Brüder relativ zu einander sich bewegen, es also keine Rolle spielt, welcher von beiden davoneilte.
Neulich sah ich eine Turmspringerin vom Zehnmeterbrett springen, sie knallte mit 80 kmh auf das Wasser. Menschen glauben, sie falle ins Wasser, das da ruhig und unbeteiligt liege. Dazu müssen sie eine Kraft ausdenken, die sie nach unten antreibt und beschleunigt. Mein Frosch versteht den gleichen Vorgang ganz anders. Die Wasseroberfläche hatte bereits auf 80 kmh beschleunigt, kaum war sie vom Brett gesprungen und die Zuschauer sind schon mit Tempo 80 himmelwärts geschoben worden, wenn sie da sind, wo die 10m gerade waren, relativ zum Zeitpunkt des Absprungs. Froschologisch ist die Fallgeschwindigkeit die Expansionsgeschwindigkeit unseres Planeten, denn als Bewohner dieses Erdballs geschieht uns alles wie im anfahrenden Fahrstuhl. Die Turmspringerin löst sich vom Dach des Lifts und der Boden kommt ihr entgegen. Relativität heißt, sie kann schwerelos in der Luft ihre Kapriolen machen, solange bis der Boden sie nicht einholt. Dass dieser Fahrstuhl so rasant ist, macht es schwer, das zu glauben, aber so ist das und erklärt den Andruck, den wir als Gewicht ständig spüren. Der Frosch denkt, die Menschen missverstehen ihre Ausgangsdaten und er meint, dass da der Ursprung aller Kommunikationsprobleme liege.
2022.9.18.
Das finale Missverständnis.
Der Frosch vollendet die kopernikanische Wende.
Nichts Geringeres als die halb geglückte Mission des Kopernikus zu Ende bringen, plant der Brunnenfrosch. Kopernikus hat, wie wir wissen, die Sonne ins Zentrum des Himmelsmechanismus gestellt. Menschen meinen, magische Mechanik würde die Himmelskörper dahin zwingen, wo sie stehen. Der Frosch glaubt das nicht. Er erkennt aber, dass der Blick aus dem anfahrenden Fahrstuhl die Dinge draußen verzerrt. Was eigentlich geradeaus fliegt, wirkt wie in einer Kurve vorbeifliegend. Was sich bewegt, wirkt so, weil wir im Fahrstuhl sitzen. Schauen wir zum Mond und der scheint immer gleichgroß, dann denkt der Frosch an den zweiten Wanderer, der nur Blümchen sieht, die mit ihm gewachsen sind. Blümchen oder Monde, was mithält, ist auch ein zweiter Wanderer, der stetig etwas zulegt.
Auf dem Mond fällt die Straußenfeder so schnell wie der Hammer, weil jeder immer und überall ein Frosch im Fahrstuhl ist. Der Boden fährt hoch und holt dabei die beiden schwebenden Dinge ein. Auch der Mondboden ist ein anfahrender Fahrstuhl.
Die Sonne im Zentrum des expandierenden Systems ist riesig, sie expandiert wie alle und drückt alles beschleunigend von sich, sodass eine Zahl das bald nicht mehr darstellen kann. Mein Brunnenfröschchen schließt daraus zweierlei: Erstens, dass alle Bewegung und alle Größen immer relative Maße sind und zweitens, dass Umlaufbahnen keine mechanische Umkreisung sein können, sondern optische Täuschungen. Alles expandiert vor sich hin und driftet auseinander. Dabei ändern sich die relativen Abstände von allem zu jedem und zeigen zyklische Zustände. Der Blick aus dem Fahrstuhl, der immer schneller und größer wird, sieht draußen wie alles auch sich aufbläht. Dieses Wirrwarr gibt die Datenbasis für alles was wahr ist und weist den Himmelskörpern ihren relativen Platz zu. Keine Mechanik könnte das bewirken, kein Schleudern, keine Anziehungskraft, keine fiktive Raum-Zeit.
Kopernikus hat ein mechanisches Modell geliefert, das war falsch, denn alles würde bald ermüden. Der Frosch verrät den Menschen den Denkfehler. Der Mond umkreist die Erde nicht, er rast davon, immer etwa dreißig Erdendurchmesser voraus. Aus dem Fahrstuhl wirkt das wie Mechanik. Menschen, die das verstanden haben sind selten, warum eigentlich?
2022.8.1 Das Jetzt und die Dauer.
Mein Brunnenfrosch hat wieder nach Gott gesucht, dabei stellt er sich vor, sein Jetzt-Zustand sei nicht einfach beliebig langgezogen, sondern exakt der Zeitpunkt, wo alles was ist zur Vergangenheit wird. Der Punkt, wo permanent im ganzen Universum alles von seiend auf gewesen schaltet, ist der Sitz Gottes, denn nicht nur ist Gewesenes immateriell, nicht zurückholbar, sondern auch die Zukunft ist nichts Materielles. Was nicht ins Jetzt fällt, existiert nicht und alles was existiert, tut das in einem Jetzt.
Die Dauer im Bild des zweiten Wanderers: Er macht seine Schritte in einem immer schneller werdenden Fahrstuhl, wenn er den Ball wirft, erlebt er, wie dieser in einer Kurve nach unten fliegt. Das versteht er als Effekt der relativen Bewegung von allem zu jedem. Er erlebt die Dauer, weil er alle Zustände des Balls zusammenfasst. Das ist die Leistung seines komplexen Weltbildapparats. Den braucht er, weil nie ein Jetzt-Zustand gleich dem vorangegangenen ist. Der liebe Gott schneidet die Wurst im Jetzt immer etwas wohlwollend. Was in den Müll der Vergangenheit fällt, ist eine Spur kleiner, als was geworden ist. Der Mechanismus, der das Ganze in Bewegung hält, ist die Expansion.
Ist das klar? Weiß der Mensch wovon ich rede?
2022.5.29
Oh je! Unser Brunnenfrosch.
Oh je! Unser Brunnenfrosch war wieder mal der Ansicht, er habe alles gesagt, was in Froschologie zu melden war. Wir sind aber ganz munter, der Frosch und ich, nur eben als Maler und Familienvater unterwegs. Der Feldzug gegen die Verdrehtheit der menschlichen Denkens darf aber nie enden. Auch habe ich vieles einmal als FW geschrieben, nicht den Frosch vorgeschickt. Wenn ein halbgebildeter FW sich fragt, warum Licht durchsichtig ist, zum Beispiel, dann ist da nur ein Spinner, der Quanten nicht verstanden hat und der nicht legitimiert ist, in Fragen der Physik mitzureden. Wenn der Frosch sich fragt, warum, dann ist das charmant, wie wenn kindliche Unschuld eine tiefe Wahrheit aufdeckt. Vielleicht geht es ja jeden etwas an, eine Vorstellung von Licht zu haben. Jedenfalls, der Frosch findet die Lehre vom zweifachen Wesen des Lichts absurd. Er findet den Glauben an die Existenz von materielosen Wellen, Lichtwellen, absurd. Der Frosch erinnert an die Wanderer im Fahrstuhl. Da waren wir nach wenigen Schritten schneller als die Lichtgeschwindigkeit aus der Kiste des A-Wanderers. Das dürfte nicht sein, ein Denkfehler, meint der Frosch.
2022.5.24
„Stop making sense, blaugrün“, 2022, Acyl auf Leinwand, 145 x 120 cm
Es gehört zu den Freiheiten eines Künstlerlebens, dass ich ohne Sinn machen zu wollen, male. Das ist meine Art, mich selbst zu therapieren, wenn zu viel Geplantes, Absichtvolles, um mich herrscht. Dabei bediene ich mich der Formvorgaben, die durch Marmorieren der Leinwand entstehen. Ich wähle also eine Leinwand mit Flecken, die auf einer großen Wasserfläche von schwimmender Farbe entstanden sind. Auf dem Wasser finden die Marmorier-Farben immer ein Spannungsgleichgewicht. Das ist eine Garantie, dass auf der Ebene des Bildaufbaus Ausgewogenheit verborgen ist, die Harmonie des Flüssigen. Durch automatisches Malen, z.B. indem ich die Oberkante von Flecken betone, kommt etwas von dieser außer mir liegenden Harmonie zum Vorschein. Das ist selbst für den Maler überraschend und befreiend. „Blaugrün“ will auch keinen Sinn vermitteln.
22.5.11 Der zornige Frosch.
Ich, der Frosch, kann es nicht leiden, wenn ich spüre, dass man mich belügen will. Ich habe Anspruch auf Wahrheit und wenn die allzu auffällig verdreht wird, finde ich das ätzend. Die Politik macht es grobschlächtig vor, der ungebrochene Verstand wird aber beleidigt bis hinab in die allerfeinsten Grundgedanken unseres Seins. Und das ärgert mich, denn darauf baut eine verdrehte, verlogene Geisteswelt. Was krümmt die Flugbahn meines Sprungs? Da hatten wir doch das Bild vom anfahrenden Fahrstuhl, der unsere Wahrnehmung beeinflusst. Um vom Dach des Lifts auf den Boden zu gelangen, muss ich nicht fallen, der kommt mir entgegen, egal wie groß oder schwer ich bin. Nun leben wir Frösche ja in der Welt des zweiten Wanderers, da ist unser Erleben immer wie die Sicht aus dem beschleunigenden Fahrstuhl. Der Boden beschleunigt.
In alten Zeiten konnte man die Leute verwirren mit der Geschichte von einer seltsamen Kraft, die von allem auf alles zieht und die nur eingeweihte Zauberer verstehen konnten. Heute aber haben wir die schnellen Fahrstühle in Hochhäusern, Slowmotion-Filme, Computer-Simulationen und Fahrten zum Mond, da wird die Vorstellung einer Gravitationskraft absurd.
Wenn ich vom Dach des Fahrstuhls falle und dabei immer schneller werde, je länger ich in der Luft schwebe, dann nicht weil ich einen versteckten Antrieb habe, sondern weil der Fahrstuhlboden zunehmend schnell hochkommt. Ich erlebe eine Beschleunigung, obwohl ich nichts tue. In der Welt der Frösche ist jede Art der Interaktion von dieser Art: Die Dinge beschleunigen ohne Kraftanwendung.
Wenn wir fallen, haben wir Angst, da setzt es aus mit der Logik. Das nutzen die Vertreter des Kults. Statt dem simplen Vorgang, dass der Boden mir entgegenkommt, lässt man nun den Frosch von einer obskuren Kraft vom Dach ziehen, auch wenn nirgends dieser Zug ansetzt und sogar hochgeschätzte Naturgesetze umgangen werden. Das ist verdrehte Welt, für die Entwicklung der Naturbeobachtung seit Jahrhunderten ein tragischer Irrtum. Sollen wir denn wirklich glauben, alles ziehe an allem und das in totaler Gleichzeitigkeit bis in die fernsten Galaxien? Eine amüsante Zauberschau ist das, für die Dummen, unfairer Hokuspokus, wenn man dahinter kommt.
Zeichnung: Erd-Krümmung nähert sich den Dingen.
2022.5.5. Aesop Fabeln
Offenbar waren Fabeln im Altertum und im Mittelalter ein Mittel, mit dem Volk zu kommunizieren. Autoren, die die Zensur fürchten mussten, versteckten ihre Frechheiten in Tiergeschichten. So entgehe ich auch heute noch der Kritik. Meine Froschgeschichten tun weh und weil sie einfach gehalten sind, braucht keiner sie als Wissenschaft anzugreifen. Als Fabeln dürfen sie auch etwas Belehrendes an sich haben und die Tiere brauchen nicht nach bestem Wissen zoologisch beschrieben zu werden. Dem Frosch ist aber eine sehr laute Stimme gegeben, das soll so bleiben. Ich dachte immer, dass Aesops Fabeln echt überliefert seien, aber das war wohl nie die Absicht. Fabeln und Märchen haben eigentlich keine Autoren. Die Menschen benutzten vage eine Vorlage und sagten, die Geschichte sei von Aesop und daher wichtig.
Heute, wo jeder so viel Schulbildung hat, wo jeder mit der einzig gültigen Lehrmeinung vollgestopft ist, ist die Fabel wieder die Waffe der Außenseiter. Mainstream ist so dreist geworden. Froschologie wird zu den Flatearthern gezählt. Das gültige Weltbild macht denkfaul und stößt das Unverstandene in den Abgrund. Darum erlaube ich mir, auf relativ engem Gebiet wieder und wieder zuzustoßen. Mein Brunnenfrosch hat den Durchblick auf vielen Feldern, sein eigentliches Thema ist aber immer die Expansion. Seit Römer Zeiten wollen die Löwen die Frösche mundtot machen, weil sie sie nicht verstehen. Am Ende sterben aber die Löwen aus und die Frösche erobern die Welt, weil sie klein und anpassungsfähig sind. Der Brunnenfrosch, mein Avatar, ist den Löwen auf die Schliche gekommen, sie sind Räuber und dümmlich überfordert, wenn sie einem neuen Gedanken begegnen. Wenn sie die Fabel verbreiten, wie sie den vorlauten Frosch mit einem Tatzenhieb töten, dann ist das nur Propaganda. Kein Frosch lässt sich von einem plumpen Löwen fangen.
Die Moral für uns heute: Hört auf den weisen Frosch, sein Quaken ist nichts als die Wahrheit.
2022.4.28
Kult gegen Frosch: Die Suche nach einem Kompromiss.
Worum geht es? Ich glaube, wir wollen die Welt verstehen. Es muss doch Wahrheit geben, etwas was übrigbleibt, wenn wir das Gestrüpp von Ansichten und Meinungen überwunden haben, wenn alle Daten bereinigt sind. Wir leben im einzig realen Universum und müssen uns den tatsächlichen Gegebenheiten stellen. Wir tun das im Alltag, ohne uns zu kümmern, dass auf irgendwelchen Metaebenen ein Konflikt besteht. Brunnenfrösche, die sich mit Haarspaltereien plagen, stellen aber Fragen jenseits aller gesellschaftlichen Interessen. Leider konnte keiner je die ehrwürdigen, aber total entgleisten Strukturen des menschlichen Denkens niederreißen, selbst wenn sie deutlich ein bloßes Lügengebäude waren. Menschen tut es gut, Gewissheiten zu haben, die ein geordnetes Weltbild erzeugen. Da muss jene letztendliche Wahrheit warten. Kosmologen zum Beispiel klammern sich an ihren festen Boden, indem sie die Lichtgeschwindigkeit fixieren. So berechnen sie die Abstände der Dinge im Weltall, die Entfernung in Lichtjahren, einer Strecke die überall im All absolut die gleiche ist. Darf man so verfahren, um der Wahrheit zu dienen? Für uns Konsumenten, die wir den Blick in die Sterne genießen, scheint da kein Grund, am Ganzen zu zweifeln.
Oder doch? Mein Avatar, der Frosch, hat mir die Welt des zweiten Wanderers gezeigt, der seit Anbeginn seinen Schritten etwas zugibt, und auf einmal erscheint mir alle Standardtheorie als sinnloses Getue, Sciencefiction, des Kaisers Kult, bestenfalls. Was uns jetzt noch näherbringen könnte, ist die Hoffnung, dass sich eine Übersetzung finden ließe. Die Welten der beiden Wanderer sind so verschieden, dass ich keinen Kompromiss sehe. Wenn A nach 30 Schritten feststellt, dass die Blümchen am Wegrand gleichgroß sind wie beim ersten Schritt, dann weil sie es auch sind. B hingegen, wenn er nach 30 Schritten auch gleichgroß gebliebene Blümchen findet, dann sind die zigtausend Mal gewachsen und erscheinen nur im Spiel von Expansion und perspektivischer Verkleinerung gleichgeblieben. Es sind ganz andere Blümchen, Monsterblumen für A, Unmöglichkeiten, die A durch ein Missverständnis aus der Welt schaffen muss. Er projiziert die B-Welt in sein A-Schema und findet genügend Analogien, um vorerst nichts zu merken. Nur, wenn er genauer hinschaut, stimmt nichts. Die Verstöße gegen sauberes Denken häufen sich, Naturgesetze werden gebrochen. Kognitive Dissonanzen kommen zum Einsatz, Kompromisse werden geschlossen. Ein Wirrwarr von Argumenten versteckt die Tatsache, dass es den Strohmann A nicht gibt, in keinem denkbaren Universum.
Es gibt noch eine Hoffnung: Die Gemeinde der Wahrheitsliebenden versteht den Wert der Expansionstheorie und erkennt, dass mit den Kategorien der A-Skala nichts anzufangen ist und dass eine neue Wahrnehmungstheorie auf Expansionsfüße gestellt werden muss, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Der zweite Wanderer, der Frosch, schaut in eine Welt voller relativer Abstände. Seine Illusionen, Täuschungen, Effekte behalten vielleicht Namen aus der A-Skala, aber sie haben ihre Verursachung völlig neu. Die Erfahrungswelt des B, des Frosches, ist es, was wir suchen. Es wird keine Übersetzung sein, aber eine Antwort auf alle Fragen des A-Strohmanns. Und es wird keine Kompromisse geben. Das Menschenbild der Humanwissenschaften wird einiges abbekommen, alles könnte berührt werden, auch die Vorstellung, was bei Kommunikation passiert.
Literatur: Mark McCutcheon, The Final Theory, Universal Publishers, Boca Raton 2010
2022.4.4. Froschperspektive.
Wie kommt es, dass ich, der ich ein B-Wanderer bin, der nur Schritte mit Zugabe machen kann, den Eindruck habe, in der Welt eines A zu sein? Es wird so sein, dass alles um mich in dem Maß an Größe zulegt, wie die perspektivische Verkleinerung das korrigiert, so dass ich das nicht merke. Der Mond entfernt sich in dem Maß, wie er an Größe zulegt. Das leuchtet ein. Aber wie ist die Sinnestäuschung im Kleinen, im Nahbereich? Unsere Vorfahren waren nicht blöd, trotzdem haben sie an einer Messlatte festgehalten, die die Welt eines A-Wanderers darstellen könnte, die es aber nicht gibt. In der Welt des B lebend, projiziert ein A seine perspektivisch gestaffelten Sinneseindrücke auf sein absolutes Maß. Dabei nimmt er in Kauf, dass er mit statistischen Unschärfen leben und fiktive Kräfte erfinden muss, um seine Beobachtungen mit seinen Rechnungen in Einklang zu bringen. Klug wäre die Froschperspektive.
2022.3.27. Eskapismus
Draußen ist Krieg, zuhause ist Stress, da will der Frosch zurück ins heile Brunnenloch. Ich fliehe in die Gedankenwelt, dass wir, was wir sehen, neu verstehen müssen. Ihr, die ihr nicht auf der Spur des zweiten Wanderers seid, ihr versagt euch eines Glücks, eines Schatzes. Was kann es bringen, eine solch fundamentale Einsicht einsinken zu lassen? Eine neue kopernikanische Wende! Alles wird neu, auch das Alte. Der Frosch übertreibt zwar, wir müssen nicht so schnell in die Unendlichkeit wachsen, aber so alle zehn Tage verdoppeln wir unsere Schritte, unsere Größe, ohne es zu merken. Von den Blümchen am Wegrand sehen wir nur die, die sich auch verdoppelt haben. Die Erde unter uns und der Zollstock sind mitgegangen. Das kann man nicht den Berufsphysikern überlassen, die fallen zu leicht in ihr Gelerntes zurück. - Das reicht für heute.
2022.3.26 Expansion verstehen.
Unser Brunnenfrosch sinniert über zwei Wanderer. Der erste, A, macht normale ein-Meter-Schritte, der andere, B, gibt jedem Schritt eine halbe Länge des vorigen zu. Werdn sie sich verstehen? Es muss ja Berührungspunkte geben. Im ersten Schritt sieht B ein bisschen mehr als A, aber beide erleben die Blumen am Wegrand vorbeigleitend. A denkt, dass B die Welt sieht, wie wenn er rennen würde. B muss ihm erklären, dass er nicht einfach schneller sei, sondern stetig wie vom Gehen ins Rennen übergehend. Beide verstehen nun, dass die Blümchen für B nicht nur schneller, sondern zunehmend schneller vorbeiziehen. Wenn beide den zweiten Schritt tun, wird das Verhältnis bereits schwieriger. A ist jetzt am zweiten Meter angekommen, die Blümchen am Wegrand sind gleichmäßig vorbeigezogen. B ist am Punkt 1,5 +1,5 +0,75 = 3,75 m. Die beiden trennt schon 1,75m. Die beiden können sich noch unterhalten über die Entfernung, kein Problem. Jedoch aus der Sicht von A ist B gewachsen, denn der muss im selben Maß gewachsen sein, wie seine Schrittlänge zugenommen hat. Nach 31 Schritten sieht alles dramatisch anders aus. B ist nun eine Strecke wie 68-mal um die Erde weiter, während A erst 31 Meter auf seiner Skala geschafft hat. Um zu verstehen, wie es einem Wanderer geht, der 68-mal den Erdumfang mit einem Schritt schafft, kann er sich nicht mehr auf seine eigenen Erfahrungen stützen. Mit einem geistigen Klimmzug erreicht er die Vorstellung, wie B nicht mehr die Blümchen am Wegrand erleben kann, sondern nur noch Dinge, die mit ihm Schritt halten können.
Und? Wie sollen wir über die Welt reden? Der Frosch meint, es hat keinen Zweck, die beiden Welten zu harmonisieren. Man kann mit dem Maß von A nicht über B reden und B kann die Blümchen vom Anfang nicht mehr sehen, sie sind kleiner als Staubkörner geworden. Kann A überhaupt in der Welt von B’s Bedingungen navigieren? Wenn B die richtige Beschreibung der Welt liefert, dann kann es A mit seinem Bezugsrahmen gar nicht geben. A müsste wie B sein. Wir hätten einen B-förmigen A, der mit seiner vererbten Skala dumm dasteht. Er müsste Widersprüche und Paradoxien aller Art erleben, ganz wie die Standard Theorie von heute. Der Frosch meint, dass selbst sture Menschen den Sachverhalt verstehen können, sie müssten das Expansionstheorie nennen, die eigentliche Relativitätstheorie, nicht die von Einstein, die der Frösche.
2022.3.19. Opfer und Täter.
Dem Frosch fällt nichts mehr ein, was er euch zurufen könnte. Er findet, auch der Mensch sollte ab hier die Konsequenzen seines Irrglaubens erkennen. Du lebst nicht in der Welt des ersten Wanderers. Du bist der zweite Wanderer, dein Alltag ist ein geometrisches Absurdistan. Geradeaus ist nicht der kürzeste Weg im Fallen, der schraubt sich. Jede Flugbahn ist eine Sinnestäuschung, die raffinierte Leistung deiner Sinne. Du siehst Bewegung, wo keine ist, glaubst an Kräfte, wo keine sind. Das alles macht dich zum Opfer oder zum Täter, dein Lehrer war beides, er hat dir die erste Welt verkauft.
2022.3.16 Rekapitulation.
Der Frosch übt sich in der wahren Weltsicht. Die Welt des 2. Wanderers, um auf ewig diese zunehmend großen Schritte machen zu können, muss alles, was sich seinen Sinnen präsentiert, gleichzeitig expandieren. Eine Welt, die sich anders errechnet, könnte nicht wahrgenommen werden. Seltsam, aber, wenn sein letzter Schritt 10 km war, dann ist ein Meter in seiner Welt 5 km, gemessen an der fiktiven Messlatte des 1. Wanderers. Das heißt, in der wahren Welt der Frösche gibt es nur relative Werte, denn was eben noch 5 km maß, ist im nächsten Moment schon verschwindend klein geworden. Und weil das seit Anbeginn des Universums so läuft, ist das Einzige, was ewig unveränderlich ist, eine Rechnung. Der aufmerksame Brunnenfrosch hat das verinnerlicht, sein Problem sind die menschlichen Zuhörer, weil deren Begriffsapparat insgeheim eine konstante Realität voraussetzt, die jetzt keinen Sinn mehr macht. Zum Beispiel die Lichtgeschwindigkeit: wenn wir beim hundertsten Schritt sind, kommt das müde, absolut gedachte Licht nicht mehr mit. Das ist peinlich für die klugen Menschen. Einstein muss Newton opfern! Es gibt keine sinnvolle Übersetzung von Froschologie in Standard Theorie.
2022.3.9. Der Naturphilosoph.
Was bin ich? Naturphilosoph. Wissenschaftler neigen dazu, die alte Philosophie für überlebt zu erklären. Aber historisch gesehen, ist Wissenschaft ein Teil der Philosophie und wir sollten uns klar sein, dass die Frage selbst eine philosophische ist. Bis zur Generation meiner Lehrer war Naturwissenschaft noch Naturphilosophie, übersetzt mit Liebe zum Wissen in Sachen Natur. Ich bin ein malender Naturphilosoph. Als Wissenschaftler kann ich nicht auftreten und als Künstler bin ich lieber nicht der Liebling der Händler und der Medien. Das ist ein anderer Beruf. Ich will auch nicht nach allen Seiten streiten, das würde bestenfalls zu Kompromissen führen, während die Gedanken noch unfertig sind. Also erfinde ich ein Maskottchen als Verkörperung meiner Resignation: den Brunnenfrosch. Der Frosch darf über die Natur der Natur philosophieren, ohne dass man ihn gleich in die Arena zwingt. Das Tagebuch eines Frosches ist ein Ort des Friedens, ganz im Gegensatz zur Menschenwelt.
2022.3.7. Die Slinky-Spirale.
Mark McCutcheon, der geniale Autor der “Final Theory” schreibt mir, wie die Spielzeug-Slinky-Spirale Newton und Einstein alt aussehen lässt. Zieht man die Spiralfeder auf dem Tisch von beiden Seiten, dann streckt sie sich mit immer gleichen Abständen. Hält man ein Ende in der Hand und lässt die Schwerkraft die hängende Spirale ziehen, so zeigt die Feder ungleiche Abstände, wie wenn man nur am oberen Ende zieht. Damit ist bewiesen, dass nur die ruhige Hand zieht, von unten keine Kraft mitspielt. Der Frosch erkennt sofort, dass hier wieder der zweite Wanderer im beschleunigenden Fahrstuhl beschrieben wird, dass also die Expansion der Erde eine physikalische Tatsache ist und kein Spleen von Fröschen. Wenn es auf der Erde keine Anziehungskraft gibt, was der Slinky demonstriert, dann können wir all das Gerede von den Galaxien, die sich anziehen, vergessen. Da muss einiges neu formuliert werden.
2022.3.5. Wahrnehmungstheorie: die Täuschung.
Es ist Zeit, dass auch die Menschen erkennen, wo sie leben. Der Frosch sorgt sich, ob das was der Mond mit ihm spielt, nur die Spitze vom Eisberg, ob am Ende selbst die Form der Dinge eine Projektion sei. Menschen sehen sich gern in der Welt des ersten Wanderers, der mit jedem Schritt nur einen Meter ohne Zugabe schafft. Sie irren, denn in allem steckt Beschleunigung. Wenn der Wanderer anhält und einen Ball wirft, dann fliegt der in einer parabolischen Kurve, er fällt zu Boden. Frösche wissen, dass das daherkommt, dass wir im anfahrenden Fahrstuhl sitzen, dass der Ball nicht wirklich eine Kurve macht. Die Erde holt den Ball ein, der eigentlich nur die Richtung hält, in die er geworfen wurde. Frösche sehen darin einen Beweis, dass die Erde expandiert. In der ersten Welt, von der Frösche sagen, dass es sie gar nicht gibt, hätte der Ball keinen Grund sich so kompliziert zu benehmen.
Wo ist die Wahrheit, wenn die Sonne, der Mond und der Ball nicht so sind, wie sie scheinen? Wir sitzen alle im gleichen Fahrstuhl. Das verzerrt, aber das tat es schon, noch ehe das Leben damit umgehen lernte. Da gibt der Frosch ab an Mathematiker.
Übrigens, der Kolibri meint euch würde der Kopf platzen, wenn ihr wüsstet was er weiß, schreibt der Brunnenfrosch.
Der Frosch freut sich, er ahnt die Folgen seiner großen Einsicht. In der Welt des zweiten Wanderers – und darin leben Frösche nun mal – sind die Himmelskörper nicht da, wo schleudernde und oder anziehende Kräfte sie hinwerfen, sondern sie zeigen sich, wo sie relativ zum Nächsten stehen. Der Himmel der Frösche kennt keine Kräfte.
Der zweite Wanderer macht seine geometrischen Sprünge nicht freiwillig, er lebt im anfahrenden Fahrstuhl, weil schon die Bausteine seiner Welt, die Atome, stetig wachsen. Der Frosch hätte gerne gewusst, wie so ein Atom gebaut ist, damit es diese expandierende Welt schafft. Er fürchtet zwar, dass Gelehrte ihm die Kompetenz absprechen; “was kann ein kleiner Lurch schon begriffen haben”, aber das hier ist ein Tagebuch im Brunnenloch. Niemand braucht es zu lesen.
Ein Atom, was in der Froschwelt heute so groß ist wie gestern, ist im rechten Verhältnis mitgewachsen. Wenn das ewig hält, dann doch nur, weil ein Mechanismus im Atom dafür sorgt, dass Stabilität im dynamischen System zustande kommt. Das heißt, auch im Kleinsten sind es die Verhältnisse, die stabil sind, nicht die Materie. Und sie sind sehr stabil.
Ich habe Verständnis, dass die Menschen die Brunnenfrosch Geschichte 2000 Jahre nicht haben hochkommen lassen. Atome sind auch bei Fröschen winzig, nur nach dreißig Schritten, wenn der Wanderer 27-mal um die Erde gerast wäre, wäre auch das Atom riesig, wenn man es am stehengebliebenen Bezugsrahmen messen könnte. Das können auch Frösche nicht, sie wissen nur, wenn solche Wanderer möglich sind, dann weil schon die Atome entsprechend expandieren. Das Modell der Frösche sieht einen Kern im Atom und Elektronen die herumschwirren, ähnlich wie das der Menschen, nur dass da keine umkreisenden Orbits sind, sondern parabolische Hüpfer. Der Kern expandiert mit der Stoßkraft einiger tausend Elektronen, - das darf er im Atom -, kommt ein freies Elektron in seine Nähe, so prallt es ab, um gleich wieder eingeholt zu werden vom rasend wachsenden Kern. Das ist der Mechanismus im Atom. Was wir von außen sehen ist die Summe aller Hüpfer-Wendepunkte, ein Kügelchen in der Welt des zweiten Wanderers, wieder so eine Sinnestäuschung, Fibonacci lässt grüßen.
2022.2.26. Der Brunnenfrosch und der Mond.
Ich flüchte mich in die Welt des Brunnenfrosches, draußen hat der Krieg begonnen. Nur der Mond bleibt ruhig und zieht seine Bahn von Horizont zu Horizont. Er würde angewidert von uns weg eilen, wenn er könnte. Er tut das nicht, weil wir Frösche ihn mit unserer Weltanschauung festhalten. Zur Erinnerung: wir Frösche leben in der Welt des zweiten Wanderers, der mit 30 Schritten 27-mal um die Erde käme, der das aber nicht so erleben würde. Er würde auf einer Welt wandern, die genauso rasant zulegt, wie seine Schritte größer werden. Wo immer er stünde, wüchse die Erde unter seinen Füßen, so dass er den Mond wie aus dem Fahrstuhl sähe. Dabei würde der Mond unten aus dem Horizont auftauchen, über den Himmel fahren und abtauchen, weil das aus dem dynamischen Froschfahrstuhl so aussähe. Dabei täte der Mond nichts, außer, dass er wegrückt und wächst. Der Wanderer würde überall auf dem Erdball das Gleiche erleben: der Mond ginge auf und unter, weil der Beobachter himmelwärts gedrückt würde. Leuchtet das ein? Der Mond umkreist schließlich zum Schein die Erde. Müsste er wirklich im Vorbeiflug festgehalten werden, wären so ungeheure Kräfte nötig, dass das ganze Universum längst ermüdet wäre.
2022.2.22 Das Mysterienspiel und die Perspektive der Frösche.
Harald Lesch besingt zum zweihundertsten Mal die vier Grundkräfte, wie sie beim Urknall entstanden seien. Ist das Wissenschaft? Aus der Froschperspektive sind das theologische Themengebiete. Auch wenn die Menschen ihre Setzungen für Physik halten, für unseren Frosch ist das kreationistisches Gedankengut. Sie erklären zwar die Schöpfergott-Idee irgendwie für widerlegt, aber der ganze Zusammenhang, den sie suchen und formulieren, ist ein theologischer Diskurs. Die gängige Wissenschaft ist ganz offenkundig dabei, dem christlich-paganischen Kräftedenken, Material zu liefern. Unser Frosch fragt sich, ob die Themen der Menschen überhaupt Sinn machen, ob ein Erkenntnis-Vorteil darin liege, an körperlose Kräfte und Energien zu glauben, oder ob alle noch in einem Mysterienspiel mit rituellem Ablauf befangen seien, einem feudalen Kult dienen, der sie unfrei macht.
2022.2.19. DIE METAPHYSIK DER FRÖSCHE.
Warum Frösche und Menschen in verschiedenen Welten leben. Das Märchen von den zwei Wanderern. Zwei Wanderer machen 30 Schritte jeder. Der erste macht 30 mal einen Meter und schafft 30 Meter - klar. Der zweite macht jeden Schritt doppelt so groß wie den vorigen, nachdem er das 30 mal getan hat, ist er wie weit? 27-mal um die Erde! Das ist unvergleichbar viel. Da muss er eine gewaltige Beschleunigung erleben, da rast die Landschaft vorbei, da ist der dritte Schritt schon acht Meter, da wird das Gedankenspiel so nicht realistisch. Also lebt der zweite Wanderer in einer anderen Welt, in der er ganz wie der erste 30 gleichbleibende Schritte tut. Er erlebt jeden vorigen Schritt als eins und zählt eins dazu. Die Strecke, die 27-mal um die Erde gehen würde, erlebt er als 30 mal 1+1 Ereignisse, Damit ist die Aufgabe zu bewältigen: er schafft 30 Schritte in einer Welt, in der der letzte Schritt 1+1, noch immer zwei Meter heißen, aber gemessen an der des ersten Wanderers dramatisch groß ist. nur die Beschleunigung ergäbe einen konstanten Andruck im Rücken. Er würde in einer Welt leben, die demselben Algorithmus gehorcht, wie seine Schritte zunehmen. Das Bezugssystem des ersten Wanderers müsste ihm fast unvorstellbar winzig, nicht mehr existent, erscheinen. Die Erlebniswelt des zweiten Wanderers zeigt jetzt Dinge und Strecken als gleichgeblieben, wenn sie ebenso beschleunigt gewachsen sind wie er.
Im Endeffekt bleibt der berühmte Apfel zwar gleich groß während er fällt, wird aber immer schneller. Frösche begreifen jetzt, dass Newtons Apfel von keiner Kraft gezogen worden, sondern etwas in der Bezugswelt des zweiten Wanderers geschehen ist. Hätten Newton und Einstein das erkannt, würden wir heute der Wahrheit näher sein. Der Frosch übertreibt zwar, wir legen nicht wirklich soviel mit jedem Schritt zu, aber wenn es ein Millionstel ist, dann reicht das, um Gravitation neu zu begreifen. Die Welt des ersten Wanderers ist die Illusion – sagt der Brunnenfrosch.
2021.12.28 Weiter schreibt der Frosch: Avatare
Ein Planet im Orbit ist etwas ganz anderes als ein Mensch, der eine Kugel um sich schleudert. Und doch meinen die Gelehrten, sie könnten alles mit ihren Gesetzen erklären. Dabei holen sie drei archaische Avatare, die sie die Arbeit verrichten lassen: die Schwerkraft, die Schleuderkraft und natürlich die Arbeit. Je schwerer und schneller die Kugel dreht, umso größer wird der Zug auf dem Seil.
Heute las ich von einem Exoplaneten, der in zehn Tagen um seinen Stern rast. Das ist nach den heutigen Naturgesetzen nicht möglich. Kann unser Frosch das erklären? Ja! Der Frosch hat immer schon geglaubt, dass Umlaufbahnen kein mechanisches Umeinander darstellen, sondern ein Fibonacci-Phänomen.
2021.12.29
In diesem Stubenhocker-Jahr habe ich wieder viel Naturwissenschaften konsumiert und stelle fest, dass das Denken der Menschen durchsetzt ist von fragwürdigen, archaischen Avataren. Zwar belächeln sie die Engel-Vorstellungen der Religionen, aber sie erklären das Beobachtbare mit Kräften und Energien, die die Arbeit verrichten. Das sind Avatare, denen man die Flügel gestutzt hat. Zwar beklagen sie die vielen logischen Fehlleistungen, was den Frosch freut, aber diese eine große Denkpanne will keiner sehen. Das macht ein Volk von Affen, dem man Drohnen schenkt, mit denen sie alles zerstören können, ohne zu verstehen was sie tun. Affen mit Waffen.
2021.12.27
Aus dem Tagebuch des Brunnenfrosches.
Wer bin ich, dass ich Einfluss auf den Lauf der Welt nehmen will? Ich bin der Frosch, den man nicht zertreten kann, die Fledermaus, die alle Reflexe zu einem Jetzt bündelt, um den Weg zu finden. Zwar bin ich ein Niemand, aber in diesem Augenblick bin ich verursacht von allem was ist, was war, was unterwegs ist. Ich kann mich nicht nicht-bewegen, nicht nicht-kommunizieren. Das heißt, ich kann den Schalter umlegen wo immer ich will, so lange ich lebe. Alles ist sowieso immer neu. Ich freue mich, dass ich diesen Morgen begrüßen darf. Die unendliche Kraft des Universums ist in diesem Augenblick fokussiert auf diesem Frosch.
Alles Gute
zum neuen Jahr! Euch allen!
2021.11.22 unversöhnbar.
Was der Frosch inzwischen weiß, ist unvereinbar mit den Ansichten der Menschen. Unter Fröschen herrscht Expansion, die Menschen dagegen glauben, dass Kräfte sie beherrschen. Es ist aber das eine oder das andere. Menschen schleppen den Kreationismus seit vorsintflutlichen Zeiten mit sich. Wer mit der Vorstellung herumläuft, dass da Zugkräfte von allem zu jedem ausgehen, wer glaubt, es gebe körperlose Lichtwellen, oder dass das Universum mit allen Sternenmassen bis zur Singularität zusammengequetscht werden könne, der ist Kreationist. Da muss man sich nicht wundern, dass ab und zu einer meint, es stecke schöpferische Raffinesse, Gott, hinter allem.
Es reicht aber zu erkennen, dass alles unendlich logische Tiefe hat. Alles ist eine Rechnung, die überall und gleichzeitig stattfindet; die Expansion. Sie erzeugt relative Abstände, die nie aufhören, sich zu ändern. Die Ewigkeit, die ein Algorithmus beschreibt, der Fraktal mit allen Selbstähnlichkeiten, hat kein Ende. Alles was ist, hat etwas von dieser mathematischen Schönheit und Endlosigkeit. Kann sein, dass Menschen behindert sind, das zu erleben, sie sind abgelenkt von der Endlichkeit des Einzelnen. Alles tanzt aber ewig mit jedem.
Noch mal für die Bilder im Kopf: ein Frosch glaubt, dass er aus wachsenden Bausteinen besteht, dass Atome expandieren. Wenn er zehn Längen hüpft, landet er größer geworden auf zehn länger gewordenen Maßeinheiten. Leben bedeutet dem Frosch, dass im Hintergrund ein konstanter Algorithmus läuft, die Unsterblichkeit der Mathematik, Perspektive nicht nur optisch, sondern auch zeitlich-physisch. Ein Frosch berechnet die parabolische Flugbahn seines Hüpfers korrekt. Man bedenke.
Der Frosch beklagt sich beim Hasen
Sagte der Frosch zum Hasen: „Menschen sind wie Schachprofis, die fehlerfrei Zug um Zug überleben, denen aber noch eine völlig fakultative Oberfläche zur Verfügung steht, wo sie scheinbar ungestraft daher-schwätzen können, täuschen, lügen, sich irren und trotzdem auf ihrer Meinung beharren. So kommunizieren Menschen von einem Missverständnis zum anderen und verpassen dabei, was wirklich an der Basis abgeht.“
„Viel schlimmer noch, Lügen machen krank. Uneins sein mit seinem Innersten macht krank, wogegen Dankbarkeit heilt.“ Meint der Hase zu wissen.
„Das sag‘ mal einem Menschen! Es stimmt mich traurig, wenn ich an das Leid der Menschen denke. Menschen sind Opfer kognitiver Dissonanzen, von Denkfehlern und Missverständnissen. Ihr Denkapparat erlaubt ihnen, Meinungs- und Bewusstseins-mäßig, jederzeit völlig daneben zu liegen. Die Prozesse im Hintergrund jedoch, die das Überleben aller Lebewesen wirklich steuern, sind wie fehlerfreie permanent bestätigte Theorien.“
„Und die will keiner sehen.“ – „Muss wohl so sein.“
2021.9.6.
Expansion, Munition gegen die Feinde der Vernunft.
Die Expansionstheorie ist ein erstaunliches Konzept, da wird zum Lehrstoff für Kindergärten, was der modernen Physik unbegreiflich scheint. In der Physik reden alle von der „vereinigten“ Theorie, eigentlich von der Zusammenführung von Quanten- und Relativitätstheorie. Bis heute gelingt das nicht, die Gravitation passt da überhaupt nicht.
MM‘s „The Final Theory“ ist ein Lösungsvorschlag, der mit den Hindernissen der Wissenschaft elegant fertig wird. Die Expansionstheorie ist ein alternatives Konzept innerhalb der Physik, das nicht versucht zwei sehr vorläufige Theorien zusammenzuführen, sondern mehr Galileis und Einsteins Äquivalenzprinzip weiterzudenken. Das war so: Man kann im Fahrstuhl nicht wissen, ob dieser beschleunigt, oder ob man von der Gravitation angezogen wird. Das Gewicht variiert mit dem Druck von unten. Dann ist da die irre Tatsache, dass auf dem Mond die Straußenfeder genauso schnell auf den Boden fällt wie der Hammer. Eine recht verstandene Relativitätstheorie sollte kein Problem damit haben, zu erkennen, dass was sich bewegt, sich relativ zu etwas bewegt. Es ist also zulässig, anzunehmen, dass der Mondboden es ist, der sich relativ zu den zwei Dingen bewegt. Der Astronaut lässt die Gegenstände los, der Boden rast den frei schwebenden Dingen entgegen, wenn sie gleichzeitig landen, ist das der Beweis, dass sie nicht bewegt worden sind. Der Hammer hat mehr Masse, er hätte mehr Trägheit gehabt, wenn er angeschoben worden wäre. Der Astronaut hält sich zu Unrecht für statisch, er steht im anfahrenden Fahrstuhl und lässt die Gegenstände wie aus dem fahrenden Zug fallen. Etwas ungewöhnlich, aber für Wissenschaftler kein Verbrechen, wenn sie schon mit Einstein daherkommen. Dass die Himmelskörper expandieren, so dass unser Gewicht davon resultiert, ist eine lange Geschichte, aber auch nicht wirklich ketzerisch. Atome sind ja so pralle Dinger, jedes eine mächtige Bombe, die nie losgeht. Da geschieht es, dass sie etwas Druck auf die Umgebung ausüben und sei es nur um die Kugelform aufrecht zu erhalten. Wenn ich auf dem Mond stehe, dann habe ich unter mir eine Stange Atome, vom Mondmittelpunkt bis zu mir, die alle von Natur aus etwas auf den Nachbarn drücken. Eine Art Domino-Effekt entsteht. Die äußersten Atome werden spürbar radial nach außen gedrängt. Kurzum, die Fallgeschwindigkeit von Hammer und Feder ist das Maß für die Expansionsgeschwindigkeit des Mondes. Mein Mond-Körpergewicht hängt somit ab vom Radius des Mondes. Masse spielt keine Rolle, Anziehungskraft entfällt.
Ich mache mich nicht stark für eine sektiererische Idee von einem MM, sondern für die Weiterentwicklung des Relativitätsgedankens und es macht Sinn und Spaß, auf einer solch plausiblen Grundannahme zu reiten. Es kommt natürlich unweigerlich ein Knick ins Welterlebnis. Stell dir vor, du glaubst nicht mehr, dass es eine unsichtbare Kraft gebe, die dich auf den Boden zieht, sondern du fühlst dich im himmelwärts düsenden einsteinschen Lift. Dort oben ist alles neu, es war nicht die Masse oder die Raumzeitbeule, die mein Gewicht erzeugt haben, sondern die Beschleunigung der Erdoberfläche, weil ganz viele Atome drücken. Ich erlebe den Anfahrdruck, den ich im Auto liebe, als Entmystifizierung, als Fortschritt. Damit erkläre ich dann im Effekt die Welt neu, aber solch ein Anspruch entsteht nicht wie eine dadaistische Marotte, oder aus psychopathischer Überheblichkeit, sondern da ist legitime Erkenntnissuche in aller Bescheidenheit im Spiel. Dagegen ist es eine Zumutung, an eine Kraft glauben zu müssen, die seit ihrer Erfindung nie gemessen worden ist. Ich versuche mir selbst klarzumachen, was ich verstehen soll. Welcher Art ist die Sinnestäuschung, der ich unterliege, wenn ich als wachsendes Ding auf einer wachsenden Welt sitze und wachsende Dinge sehe?
4.9.21
Der Konsens.
Der Frosch und der Hase tanzen und hüpfen bis sie müde sind. Früh morgens bei klarem Verstand wollen sie wissen, worin sie sich einig sind. Beide haben erkannt, dass sie wie alle Welt expandieren. Wie geht das? Da kommt der Frosch ins Schwärmen: „Stell dir vor, wir sind zwei Himmelskörper im leeren Raum, jeder auf seinem Weg. Wenn du 10% zunimmst, habe ich ebenso 10% mehr Durchmesser. Meine Sensoren messen, dass du mir nähergekommen bist, ob du auf mich zurollst oder nur in allen Richtungen zunimmst. Die Abstände werden zunehmend kleiner. Die meisten würden mit der Zeit zusammenprallen, wir aber verpassen uns immer wieder, weil bei uns die Geschwindigkeit des Vorbeiflugs und das relative Größenwachstum harmonieren. Weil das nie aufhört, ergibt sich eine Art Umlaufbahn. Wir sind nicht losgelöst von dem grandiosen geometrischen Geschehen. Als Frosch und Hase sind wir die mitwachsenden Augen auf den Globen. Wir erleben wie der Andere auf- und untergeht, wie er scheinbar Umdrehungen macht, scheinbar um uns schleudert, obwohl er das nicht tut, sondern an uns vorbeifliegt und dabei wächst.
„Ich verstehe,“ sagt der Hase,“ es ist zweierlei, ob wir als Wesen auf dem Globus tanzen, uns antreiben und ermüden, oder ob wir nur zu drehen scheinen, weil wir uns im Vorbeiflug dauernd verpassen. Das Tanzen braucht Kraft, der Tanz der Himmelskörper ist mühelos, ein Vorbeifliegen, das kein Ende findet.“
„Kein Mensch wird das glauben,“ jammert der Frosch, „die vergessen die 10% von oben und bringen alles durcheinander. Dabei erscheint ihnen eine Himmelsmechanik, die nicht stattfindet. Sie verwechseln ihren Tanz mit… - lass mich doch ihn Ruhe, ich weiß, was du meinst.“
2021.9.3
Das Manifest des Brunnenfroschs und die Begegnung mit dem Hasen.
Die Welt ist ein verstehbarer Ort. Sie zu erklären ist einfach und schön. Wenn ich etwas nicht verstehe, werde ich nicht ehrfürchtig, sondern misstrauisch. Hinter komplizierten Kalkulationen versteckt sich oft „da stimmt was nicht“.
Ich liebe Fabeln. Das mit dem Frosch wird langsam etwas mühsam. Die kalten Tierchen haben ihre Grenzen. Anders wäre es mit dem Hasen, der begleitet mich seit Kindheit. Was der Hase denkt und tut, ist schon menschenartig. Der Brunnenfrosch muss also eines Tages den Hasen getroffen haben. Da muss es dann gefunkt haben, als sie beide erkannten, dass der Andere die gleichen Welten teilte und sie schnell übereinkamen: Von Menschen und Säbelzahntigern kann man nicht erwarten, dass sie zur Wahrheit finden.
Was der Frosch nicht hat, hat der Hase. Die langen Löffel, das sind Antennen, da kann ich Radiowellen erklären. Dann ist da die gute alte Hasenkampftechnik: Flucht und Hakenschlagen, Aesop, den jeder kennt. Der Hase passt zu mir wie zu MM, der sich in Australien versteckt. Der Hase ist aber auch ein glückliches Tier, er liebt seine Familie und alle kuscheln gern. Hasen sind schnell, auch im Begreifen. Ihre Feinde sind groß mit mächtigen Krallen und Zähnen, aber sie sind plump. Sie sind so gierig, dass sie sich gegenseitig zerfleischen würden, wenn sie sich nicht strikt an ihren Kult halten würden. Das heißt, der Hase glaubt nicht, dass es Zweck hat, den Säbelzahntiger zu bekehren. Dieser steht symbolisch für die korporierten Menschen, die kultige Bekenntnisse von sich geben, aber nur des internen Friedens willen.
2021.8.28
Leben.
Es regnet, die Luft ist feucht, unser Brunnenfrosch sitzt bis zum Hals im Wasser und denkt über Leben und Menschen. „Ihr Menschen glaubt, dass alles was ist, der Entropie unterworfen ist, dass alles kälter, öder, dunkler, flacher, strukturloser wird, nur weil es existiert. Das Leben ist für euch ein sehr, sehr unwahrscheinliches Wunder, am besten erklärbar mit einem Schöpfergott, der widernatürlich eingegriffen hat. Die Evolution, das Leben, das seit Urzeiten sehr erfolgreich Komplexitäten in einem unfreundlichen Milieu zustande bringt, verdient eine freudigere Entstehungslehre.
Unser Brunnenfrosch hat sich gefragt, wie unwahrscheinlich denn Leben wirklich ist. Grundsätzlich, wo etwas zerfällt, muss es vorher zusammengekommen sein. Wäre dieses aufbauende Prinzip nicht stärker als das des Zerfalls, dann wäre da erst mal nichts. Ihr Menschen, besonders ihr Exchristen, solltet auf der Hut sein. Das Christentum ist als Weltuntergangs-Sekte entstanden. Manch einer, der bei euch das Maul aufmacht, ist von Beruf Kaputtmacher.“
Zurück zum Leben. „Wenn Frosch genau hinschaut, ahnt er, dass, was Mann kann, manchmal schon im Anorganischen angelegt ist. Da sind die Fähigkeiten des Wassers. Wir Frösche sind Amphibien, wir lieben Wasser! Also Wasser: es hat nicht gelernt, was es tun soll, es verhält sich in jedem Universum wie Wasser. Zum Beispiel: Wasser wäscht, Wasser macht Strom, macht hexagonale Oberflächen, macht Kristalle, die Stein brechen, Schneeflocken, weiße Wolken, Dampf, Gas. Wenn es ruht, wenn nichts an ihm zieht, bildet es eine Kugel, wenn es fließt, dann spiralig, dann macht es Schwipp-Schwapp-Straßen, rotierende Strudel und stehende Wellen. Wasser bildet Organe längst bevor es vom Leben in den Dienst genommen wird.“
Da fragt sich die Amphibie, wann und wie die Chemie angefangen hat, sich selbst zu replizieren, denn das gehört sicher zum Leben. Es muss im Wesen des Wassers liegen. Ganz von vorne: Wenn ein Tropfen auf eine Fläche trifft, dann verspritzt er in ein sechsarmiges Ding, analog zur Schneeflocke. Wasser sortiert den Dreck, den es verspritzt in sechs gleichen Armen, an manchen Stellen über Jahrmillionen, Schicht für Schicht, manches spült weg, manches wird glibberig, manches trocknet, manches kann bestehen. Was Bestand hat, ist also schon im Kern sechsfach vorhanden. Alle Verunreinigungen und transportierten Stoffe ordnet das Wasser systematisch in diesem Sinne. Aber die Expansion die bewirkt, dass Molekülketten, die länglich sind, effektiv in der Länge mehr zunehmen, dass die Dinge relativ zu einander beschleunigen. Könnte es sein, dass ungezählte Zufälle, alle sechsfach vom Wasser abgelagert, den einen Zufall schaffen, der unser Stammbaum wird?“ Der Frosch findet das Gequake wird zu lang. Denkt doch selber.
2021.8.23
Der Brunnenfrosch in der Familie.
Bei Professor X. auf dem Klofenster stand „Man soll dem Brunnenfrosch nichts vom Meer erzählen.“ Als seine Tochter meinte „warum?“, antwortete ihr Vater, „weil er das nicht begreifen würde.“ Die Achtjährige fand aber, gerade das Gegenteil sei wahr. Es würde den Frosch interessieren, was da draußen wartet. Sie nahm sich früh das Recht, in die Ferne zu reisen. Ich hatte die Schrift am Klofenster in vierzig Jahren vergessen, trotzdem ist da meine Brunnenfrosch Geschichte hergekommen. Die eitle, das eigene Kind missachtende Haltung des Vaters ist der Archetypus „Kind sei bescheiden, suche nicht nach großen Ufern...du bist nur ein Frosch.“ Der Spruch dient seit Jahrtausenden dazu, die Aufmüpfigen von denen, die man ins Loch schicken kann zu trennen. Hier als Mantra beim Stuhlgang ist das besonders hinterhältig: Auf das Fenster geschrieben, damit die Nachbarn einen nicht sehen, verhindert der paternale Täter, dass er selbst hinausschauen kann.
Die Moral von der Geschicht': Unterschätz' das Fröschlein nicht.
26.8.2021 Froschzweifel
Es fragt sich der Frosch, ob nicht echte, akzeptable Gründe vorliegen, die den Expansionsgedanken sofort verbieten, sollte er einmal auftauchen. Es kann doch nicht sein, dass es nur die Zugehörigkeitsmechanismen sind, die selbst Einstein gehindert haben, Expansion zu entdecken. Wie kann die Menschheit Jahrtausende lang bis ganz nah drankommen, das Äquivalenzprinip erkennen, die Empirie vorantreiben, um dann dort, wo nur noch zwei und zwei zusammengezählt werden müssten, plötzlich Haken zu schlagen. Über das Chi, Prana, Anziehungskraft, Raumzeit, dunkle Energie, Gott und was noch mehr, verkennen alle absichtlich, dass Gravitation ein Dominoeffekt von expandierenden Atomen sein muss. Abends, ermüdet, würde der Frosch schreiben, dass die vielen erzklugen Menschen kurz vor dem Klo in die Hose gemacht hätten. Morgens frisch und unverbraucht zweifelt er dann, ob er nur so als Ethnologe im Wertesystem der Wissenschaft herumwühlen darf.
Leider fällt mir nichts ein, was sachlich der Totalkiller wäre, womit ich den Frosch ein für alle Mal von seinem Standpunkt heruntertreiben könnte. Im Gegenteil, es ist der Frosch, der mich überzeugt.
2021.8.19
Und wieder schreibt der Frosch.
Allmählich frage ich mich, ob ich nicht langsam zu neuen Ufern finden müsste. Ich habe den Eindruck, schon lange nichts Neues mehr geschrieben zu haben. Nur, wenn immer ich aus meinem Loch schaue, begegne ich den fundamentalen Fehlern, die nur Menschen machen können. Gestern haben Amerikaner sogar den Beweis geliefert, wie aus purer Energie Materie und Antimaterie entsteht. Reine Ruhmessucht lässt sie glauben, was sie da sehen sei so zu deuten. E = mc2 halten sie für bestätigt. Das wird wieder mal Nobelpreise nach USA spülen. Mit der gleichen Klappe beweisen sie auch noch die Existenz von Antimaterie, die sie gar sehen können. Nochmal Nobelpreise! Ich stecke also nicht freiwillig fest, die verdrehte Sichtweise ist so deutlich und dreist im Alleinanspruch, dass der unverdorbene Frosch einfach warnen muss. Der Himmel ist ewig, relative Bewegung und Beschleunigung braucht keine Energie, nur Abstandmessung. Geht's noch?!
2021.8.17
Der Frosch zieht sich Vorträge berühmter Menschen rein, Youtube macht's möglich. Es gibt Menschen wie Da Vinci, Kepler und moderne Denker, die dem lieben Gott auf die Schliche kommen wollen und Gottes Werkstatt und Methoden ausspionieren. Das sind freche Leute in einem Umfeld, wo Religion sie dazu zwingt, so zu formulieren. Frösche können das nachvollziehen, es wird zum Vokabular, zur Attitüde, alles, was man entdeckt, als Aufdecken von Gottes Geheimnis zu formulieren. Bis heute ist die Welt voll von Menschen, die streng religiös aufgewachsen sind. Da ist jeder Forschungs- und Verstehens-Ansatz ein Befreiungsschlag. Die Leute tragen einen Ballast, den der Frosch nie hatte.
Falsch gedacht, sagte der Frosch zu den Menschen.
Unser Brunnenfrosch war wieder unter Menschen und einmal mehr staunt er, wie diese sich die großen Themen zurechtbiegen. Wie entstanden die großen Zwischenräume im Universum? Die Menschen glauben, seit einem angenommenen Urknall fahre alles auseinander, wodurch sich die großen Leerräume erklären würden. Für Frösche dagegen ist der Himmel selbst reinigend. Überall und immer explodieren Sterne entstehen Staubwolken und die verdichten sich wieder zu Gestirnen. Menschen vermuten dahinter eine Anziehungskraft, obwohl gerade alles auseinander zu fahren scheint und niemand weiß, wie sie diesen Zug über Raum und Zeit ansetzen sollen. Frösche helfen sich mit einer gegenteiligen Idee, sie kennen die Expansion. Für sie wächst einfach alles vor sich hin, Millionen Lichtjahre weit und lange. Alles schwebt im Vakuum fast endlos neben einander, große Brocken, Gas und Staub. Mit der Zeit bilden sich Verdichtungen, neue Sterne, Planeten, feste und gasförmige und es bilden sich Zwischenräume. Menschen sagen: Das war die Gravitation, die macht das, indem alles irgendwie in Gleichzeitigkeit aneinander zieht.
Unser Brunnenfrosch mag nicht Opfer einer unsichtbaren Zugkraft sein, er sieht das anders. „Wenn alles dauernd dicker wird, scheint es uns Fröschen, die wir auf einem dieser dicker werdenden Dinge sitzen, als würde das nächste auf uns zukommen, obwohl es nur dicker wird. Schließlich landet alles Benachbarte auf uns. Das geschieht mit allem in unserer Staubwolke, jedes Ding landet irgendwann auf einem Nachbarn. Nach langer Zeit ist der Himmel leergefegt und klar. Auf unserem Ding, der Erde, sind alle Elemente unserer Staubwolke versammelt. Dass wir noch immer dicker werden, spüren wir als Druck von unten, als unser Gewicht. Gravitation ist eine Wirkung der Expansion und nicht ein Grund für das Ganze. Menschen glauben Märchen, heißt das. Gut, dass wir Frösche keine Haare haben.“
2021.6.12
Der Brunnenfrosch und die Welttheorie.
Gravitation ist keine Kraft, sondern eine Sinnestäuschung, der wir Brunnenfrösche unterliegen.
Jetzt, am frühen Morgen, erinnere ich mich an Harald Lesch, der zur Geschichte des Universums sagte, dass die erste Kraft, die nach dem Urknall entstanden sei, die Gravitation gewesen sei, „die schwächste aller Kräfte“. So lernt das wohl jeder, der heute Physik studiert. An dem Bild ist leider einiges inakzeptabel. Da findet eine Geburt statt.
Jetzt, aus der Sicht der neuen Theorie, ist Gravitation ein geometrischer Effekt, der sich einstellt, wenn wachsende Dinge die Welt sehen. Die Wirkung muss in jedem Universum vorkommen. Der Film, den der Apfel im Fallen macht, ist fundamental anders als der von Newton, der den Apfel kommen sieht. Ob die Dinge einen Weltbildapparat haben oder nicht, ihnen ist gegeben, dass sie in relativer Beziehung zum Nächsten stehen. Wenn sie sich nicht durchdringen, ist jedes Ding definiert durch die Abstände und einmalig – und zwar in jedem denkbaren Universum. Wir Menschen sind solche Dinge mit Sinnesorganen, die je eigenes Erleben möglich machen. Wir haben immer und zwangsläufig die Perspektive des je einen Wesens.
Jeder sein eigener Brunnenfrosch!
Bewegt sich irgendwo etwas, so ändern sich in jedem Frosch die Werte. Jeder kann nur seinen eigenen Film machen. Wachsende Dinge sind in jedem dieser Filme sogar in Bewegung, wenn keiner sich von der Stelle rührt, sie bewegen sich relativ zueinander.
Der Begriff Gravitation, verstanden als Kraft, die anzieht, Anziehungskraft, will alle subjektiven Tatbestände, denen allen die Froschperspektive zugrunde liegt, zusammenfassen. Das muss zu Missverständnissen führen, weil kein Universum besteht, in dem so etwas machbar, beobachtet oder gar gemessen werden könnte. So versteht sich, dass Anziehungskraft seit Newton nie gemessen worden ist. Es gibt sie nicht, wir begegnen uns im sozialen Modus. Jeder checkt jeden, aber keiner checkt alles von außen. Die Vorstellung einer Zugkraft ist eine logische Fehlleistung eines schlecht beobachtenden Brunnenfrosches. Es zieht nichts am kugelrunden Mond, nichts am Wassertropfen, das sollte der Frosch eigentlich bemerkt haben und bedenken.
2021.6.24
Bald schauen wir auf zweieinhalb Jahrtausende Brunnenfrosch Thematik, jeder denkt, das eigentliche Problem sei, er sehe nur einen winzigen Ausschnitt der Welt und wolle sich ein Bild vom Ganzen machen. Würde er einen besseren Standpunkt haben, könnte er auch alles sehen. Nirgends finde ich die Idee, dass jeder naturgegeben ein Brunnenfrosch ist.
2021.6.23
Zhung Zi, „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“, 4. Jhdt. Vor Ch. Übersetzung Richard Wilhelm, Hg. Michael Holzinger, ISBN978 – 148071007, Düsseldorf 1972, S. 188 - 190
Die original Brunnenfrosch Geschichte. Da besucht die Schildkröte den Brunnenfrosch und es geht nur darum mit einem Gleichnis einen unterwürfigen Schüler zu demütigen. Er versuche mit zu kleinem Ausblick die Welt zu erforschen. Der Schüler rennt am Ende davon, das Schicksal des Frosches interessiert nicht. Die Römer dann meinen, der Frosch träume davon, groß wie ein Ochse zu sein. Bei den Buddhisten wird daraus die Geschichte, wie der Brunnenfrosch zum Meer kommt und ihm der Kopf platzt, weil die Größe ihn überwältigt. Immer ist der Hochmut der Wissenden thematisiert. Da frage ich mich, ob in dem Gleichnis je die Antwort gegeben wird, dass die Welt immer als Brunnenfrosch erlebt wird, auch wenn der Horizont riesig wird. Das weiß Zhung Zi vielleicht, aber er macht den Jünger fertig, ex cathedra, und verrät nichts über die Unmöglichkeit, mit den Augen eines Anderen zu sehen. Es geht um Initiation in allen Brunnenfrosch Geschichten. Chinesen und Inder sind Großmeister darin.
Meine Brunnenfroschgeschichte will etwas ganz anderes. Ich will niemanden beschämen und niemanden in eine Bruderschaft aufnehmen, und nicht von oben herab Macht zeigen, ich will sagen, dass in jedem denkbaren Universum, jeder denkbare Wahrnehmungsapparat zu einem Brunnenfrosch gehört. Jeder Körper hat nur seine eigenen Oberflächen und Sinnesorgane. Alles, was darüber hinaus sichtbar zu werden scheint, ist abgeleitetes Wissen, kommunikativ, semantisch erworben. Was der Brunnenfrosch wahrnehmen kann, hat immer die Froschperspektive, ist verzerrt. Die soziale Wirklichkeit ist ein Konstrukt, dessen Sinn mehr der Grammatik der Gedanken verdankt, als den Erlebnissen des Einzelnen.
2021.07.01
Die Brunnenfrosch-Geschichte muss ich nochmal neu formulieren. Längst holen wir das Wasser nicht mehr aus tiefen Brunnenschächten und wir verstecken uns nicht mehr in Höhlen unten im Brunnen, wenn die Hunnen kommen. Wir haben aber noch immer jenen beengten Ausblick, wenn es um Belange von kosmischem Ausmaß geht.
Die Fabel vom weisen Brunnenfrosch.
Es war einmal ein Brunnenfrosch, der lebte tief in einem Brunnenloch. Sein ganzes Leben lang hatte er nur einen runden Lichtkreis über sich gehabt, wo er wechselnde Erscheinungen beobachten konnte. Sonne und Mond zogen vorbei, Regentropfen fielen herunter und manchmal ein Apfel. Unser Frosch begriff, dass da mehr sein musste, als ihm zugänglich war unten im tiefen Loch. Es musste etwas geben, was Bewegung verursachte; unsichtbare Metafrösche vielleicht, Kräfte, die er sich vorstellen konnte.
Normalerweise irrt solch ein Frosch, und der Erzähler nutzt die Gelegenheit, zu verkünden, dass alles nicht wahr sein kann, was der da unten sich ausdenkt. Dieser Frosch aber macht alles richtig, er lebt mit seiner selbstgebastelten Welttheorie. Er bemüht die Philosophie und die exakten Wissenschaften, wie er sie versteht, ohne zu ahnen, was draußen, jenseits der Brunnenöffnung gedacht wird. Er ist glücklich und zufrieden und quakt voll Lebenslust sein Lied.
Draußen hört eine schöne Fröschin seinen Tenor und ist gebannt von seinen Tönen. Jeden Abend sitzt sie auf dem Rand des Brunnens und lauscht den Gesängen bis sie eines Abends, getrieben von ihren Hormonen, den Sprung ins dunkle Ungewisse wagt. Es folgt eine glückliche Zeit. Die Frösche tun, was erwachsene Frösche so tun, sie schmusen und schnaxeln bis zur Erschöpfung. In den Momenten danach versucht unser Männchen dem Weibchen zu erklären, was er von der Welt begriffen hat. Sie hingegen will ihn für die Welt dort oben gewinnen, eine Welt mit sonnenwarmem Teichwasser, wo Kaulquappen plantschen und man Nobelpreise vergibt für Gequake, was die Welt bewegt. Unser Frosch ahnt, dass er nicht fit ist für die Welt draußen. Was sie beschreibt, hat keine Entsprechung in seinem Weltbild.
Diese Geschichte hat ein Happyend, denn während die zwei auf ein Hochwasser warten und sich lieben, haben sie genügend Zeit, ihr Wissen zu verfeinern. Sie gleichen ihre Sprache an, ja sie erkennen, dass Sonne und Mond vorbeiziehen, nicht weil sie um die Erde kreisen, sondern weil die Frösche um die Gestirne kreisen. Der Erzähler ist begeistert, er nennt das die kopernikanische Wende; was für ein Genie, zu begreifen, dass die Sonne auf und untergeht, weil wir uns bewegen. Die beiden genießen das neue Verständnis und merken nicht, wie steigendes Grundwasser sie nahe an den Brunnenrand treibt. Auf einmal ist das kleine Lichtloch zum offenen Himmel geworden und die Fröschin hüpft fröhlich auf den Brunnenrand. Er folgt ihr und erlebt zum ersten mal, den Blick in die weite Welt.
Der Brunnenfrosch, der so lange unten und vor allem allein gewesen ist, kommt nach oben, wo überall Menschen sind, die um die Wette quaken. Er kann es nicht fassen, was da an Themen kursiert. Während sie im warmen Tümpel ihre tausend Eier legt, macht er sich daran, zu beobachten wie alles Selbstvertändliche verdreht wird, wie Folklore, Kult und Kirchen verhindern, dass noch mitgedacht wird. Er fürchtet, dass Korruption alles kaufen kann, sogar das Denken und Fühlen der klügsten Köpfe. In der Einsamkeit hatte er sich strenge Regeln des Denkens zugelegt, vor allem Logik und Vernunft. Jetzt erkennt er, dass er in einem merkwürdigen Zeitalter gelandet ist. Die Menschen leben in einer hochtechnisierten Welt, die weder artgerecht noch wohlbegründet ist. Sie haben durch Versuch und Irrtum eine materielle Kultur geschaffen, die sie mit vielen widersinnigen Ansichten zu verstehen versuchen.
Was soll unser Frosch tun, fragt sich der Erzähler. Sind die dummen Menschen ihrem eigenen Wohlergehen im weg? Er müsste sie warnen. Es ist noch nicht zu spät. Ihm liegt das Glück und die Gesundheit aller am Herzen. Die Frösche brauchen vor allem gemeinsame Gebote, die in sich und gegenüber der Natur wahr sind. - Der Erzähler lässt am Ende unseren Frosch vom Lastwagen überfahren.
2021.8.4
Vom Frosch, der kein Mensch sein wollte.
Unser Brunnenfrosch versteigt sich in seine Welttheorie, dabei überholt er mit Leichtigkeit die eleganteste Philosophie der Menschen. Seit er einmal aus dem Loch gekommen ist, sucht er Gedankengebäude, die sich mit dem seinen vertragen. Menschen, das ist ihm klar, sind im Stande, mit Vorstellungen zu leben, die den Fröschen fremd sind. Frösche verfügen über eine Art natürlicher Weisheit, sie sind weniger belastet mit tradierten Irrtümern. Unser Frosch meint, es sei von Vorteil, schon mal eine METAMORPHOSE durchgemacht zu haben, weil das helfe, dem Schein zu begegnen. Menschen, so das Vorurteil der Frösche, flüchten allzu gerne in einen kindlich-trotzigen Zustand. Sie suchen Wahrheit im kuscheligen behütet sein. Sie reden von „Schein ist Sein.“, von Illusion, sie meinen, Freiheit liege im Irrtum, das kommt dem Frosch etwas schwammig vor. Der moderne Philosoph Gabriel dient unserem Brunnenfrosch als Mensch-Beispiel. * (Markus Gabriel, Fiktionen) Gabriel weiß, dass der „Schein“ für die Einsicht steht, dass auch der Frosch begreift, dass Berge nicht kleiner geworden sind, weil er sie von weither sieht. Das bedarf einer Art Instant-Trigonometrie.
Zwei Dinge braucht der Frosch: Erstens eine Welttheorie, zweitens eine Situationstheorie. Die Welttheorie hilft ihm zu begreifen, dass alle Lebewesen mit relativen Sinnesdaten operieren, die Situationstheorie deuted diese in jedem Jetzt und Hier. Um zu überleben, muss der Frosch Handlungsgrundlagen machen. Selbst wenn ihm klar wäre, dass seine Sinne ihn täuschen, müsste er die relativen Daten, über die er nur verfügt, in absolute Wahrheiten verdrehen, weil sein Tun auf etwas fußen muss. Dem Menschen riecht das nach Illusion. Der Frosch möchte entziffern, was in der Illusion steckt.
Aus dem Tagebuch des Brunnenfrosches: „Jedem Frosch ist klar, dass die Berge gewachsen wären, wenn sie trotz zunehmender Entfernung nicht kleiner würden. Ebenso ist klar, dass der Mond immer gleich groß wirkt, weil er davonrast und dabei wächst. Er behält seine Größe und den Abstand zur Erde relativ konstant. Die Illusion für den Frosch wie für den Menschen ist eine Kugel, die wir nur von hinten sehen und die in ziemlich konstanter Größe über uns wegzieht. So geht Froschlogik, metamorph, die Illusion, der Schein, ist die heruntergerechnete Expansion. Es gibt nur relative Maße in jedem wahrnehmenden, selbst expandierenden Wesen. Aber, da wir die Expansionsrate exakt kennen – es ist die Fallgeschwindigkeit –, kennen wir die geometrischen Effekte, wir Frösche.“ Im Weiteren meint unser Brunnenfrosch, dass die Sichtweise der Frösche die der Menschen beeinflussen sollte, es sei denn, ihnen gefalle ein bisschen Schein und Mysterium am falschen Platz.
2021.6.14
Kraft.
Die Vorstellung, es gäbe etwas, was existiert und den Namen Kraft verdient, ist nicht mein Ding. Die Vorstellung von “Kraft“ ist eine Denkform, eine grammatikalische Konstruktion, die uns nicht wie Gegenstände als naturgegebene Größe trifft, sondern sie ist immer etwas Hineingedachtes. Es gibt solche Begriffe, die für etwas stehen, was wir durch Gedankenarbeit ermittelt haben. Wir haben es zur Regel gemacht, uns vorzustellen, dass es eine Kraft sei, die unseren Mond festhalte. Wir verrechnen eine Schleuder- mit einer Anziehungskraft und glauben, das Geschehen korrekt verstanden zu haben. Leider ist das nur eine fakultative Spielform des Kommunizierens. Es ist in Wirklichkeit keine Kraft, die den Mond festhält, sondern ein geometrischer Effekt. Immer wieder im Lauf der Jahrhunderte geschieht es, dass Gelehrte solche sprachlichen Einfälle zu faktischen Wahrheiten ummünzen. Inzwischen zieht ein ganzer Zoo von fiktiven Kräften durch unser Weltbild. Die eine drückt, die andere schiebt, allesamt sind sie reine Sprachpirouetten, eitle Pfauenschwänze unserer Art. Die ursächlichen Zusammenhänge in der realen Welt lassen ein Verständnis zu, das ohne die Kräfte-Hilfskonstruktion auskommt.
Verweis auf „Wider das Energienparadigma“ von 2016 und all die Versuche Expansion und relative Bewegung zu erklären. Und warum reite ich auf dem Thema so herum? Weil ich sehe wie alle freiwillig unfrei sind.
2021.6.20
Des Kaisers Kult.
Michio Kaku, der Astrophysiker, der in all den populären Dokus zu sehen ist, hat ein Buch geschrieben: „The God Equation“. Auf youtube erklärt er, was er da verkündet. Er hat es gefunden, die Stringtheorie kann es lösen. „Quantenbubble, Big Bang can happen again and again.“ Einstein wird da fast naif mit seiner Vorstellung, dass Gott einfach und schön sein müsse. Kaku ist so eitel, dass er sich so hoch einreiht und dabei das hässlichste aller nicht funktionierenden Weltmodelle propagiert. „Gottes Gleichung“ hat er nicht gefunden, da war Einstein näher dran.
Im Grunde will ich schreiben: Mark McCutcheon, es ist eine Schande, wie die Welt so tut, als hätte er seine „Final Theory“ nie geschrieben! „The Final Theory“ ist auch der anständigere Begriff und Titel für das Thema. Aber die Fachwelt übersieht dieses Buch mit Bedacht. Das Buch gehört nicht in den Kult. Eingeweihte haben ein Bekenntnis, sie glauben an Kräfte als seiende Wesenheiten. Da solche Professoren so von sich überzeugt sind, werden sie zu Propagandisten eines Kults. Universitäten verwalten das Erbe des Kaiserkults, wie die katholische Kirche; damit haben wir es im universitären Lehrbetrieb zu tun. Die Roben, Talare, die Initiationsriten, die Titel, die Assistenzzeiten, die strenge Hierarchie, es ist der alte Kult, lebendig in einer Art Sekte. „Die vier Kräfte sind auf die Welt gekommen“, ist eines der Glaubensbekenntnisse und Herrschaftswissen. Dafür würde man notfalls töten. Ich erkenne euch, ihr Diener des Kults. Der Kult und die Sekte der Gelehrten: ich muss mich kurz an den Gedanken gewöhnen! Seit zweitausend Jahren kommen die christlich-jüdischen Sekten angepasst an die jeweiligen Zivilgesellschaften. Wer wirklich der wahren Erkenntnis nachgeht wird ausgesiebt, als Abweichler kaltgestellt. Die hochgeschätzten Werte wie Neugier, Empirie und Fortschrittsglaube, werden institutionell eingerahmt durch enge, vom Kult gegebene Prämissen und zur Prüfung der Linientreue abgefragt. Ich weiß wovon ich rede, ich habe mich an verschiedenen Hochschulen bis zum dreißigsten Lebensjahr herumgeschlagen, viele Prüfungen, Diplome, den Dr. rerum politicarum erworben. Da musste ich allerdings dem Doktorvater versprechen, dass ich nicht in den Lehrberuf gehen würde. Ich hatte über die Grundlagen der Soziologie aus der Sicht der Missverständnisforschung geschrieben.
2021,1,30
Shioya, Atheismus, Protestantismus.
Heute musste ich Shioya aus dem Schrank holen, ich hatte vergessen, dass man der Schmied seines Universums ist. Ein hoffnungsloses Weltbild erzeugt einen Fokus auf hoffnungslose Aspekte, worauf dort die Blüten treiben. In Shioya finde ich einen Japaner mit der Überzeugung, es sei hinter allem die unendliche Kraft des Universums. (Seite 55, 17. Jahrhundert zitieren). „Die unendliche Kraft des Universums ist eine unermessliche Energie, welche all diese Energieformen einschließt und sie ist das einzige, was diesem Universum zu Grunde liegt.“ Die Methode ist grandios, um eine Schöpferkraft hinter allem zu erkennen und damit das Leben schön zu gestalten. Ich habe die wiederkehrende Ermahnung, das richtige Denken mit dem richtigen Atmen in Einklang zu bringen, gehört. Ich muss das üben, negative Welten sind zu vermeiden.
Bisher habe ich 83 Jahre in den Startlöchern gestanden. Jetzt muss ich meine gute Verfassung auffassen als Aufforderung des Universums, mein Werk und meine Vision zu einem Erfolg zu führen.
Vor allem aber ist Shioyas Methode mit Atem und Visualisierung tauglich, die allgegenwärtige Expansion als das zu erkennen, was alle schon immer gesucht haben: jenes Chi, (in Indien, Prana), die unendliche Kraft des Universums, es sind Vorläufer-Gedanken zur Expansionstheorie. Ich muss da Verständigung anstreben. Da ist noch immer jener Verständnis-Graben mit den Orientalen. Indem die Expansion die Lücke füllt, die bei der Frage nach der unendlichen Kraft hinter allem entsteht, wird sie einfach und elegant die neue Einsicht in uraltes Wissen neu übersetzen.
2021.1.31
Das ist es, das Chi, jenes Mysterium, es ist gefunden, jenes Unbeantwortbare, was alles bewegt, in allem steckt die nie versiegende, allgegenwärtige Schöpferkraft; es ist die Expansion und die relative Bewegung. Ich übersetze das Unverstandene der Asiaten in die neue Vision. Bezeichne die großartigen Gedanken als das verschlüsselte Geheimnis der Eingeweihten, Buddha muss es gewusst haben, dass Yojokun in Japan auch. Könnte man die Schöpfergott-Vorstellung so deuten? Der Allgegenwärtige aufgedeckt, enttarnt, die eigentliche Geheimlehre ist die recht verstandene Relativitätstheorie.
Als die katholische Kirche der Wissenschaft entgegenkommen wollte, hat sie den Urknall als wahr anerkannt, 1957. Das war ein Fehler. Was sie tun sollte, ist, die Schöpferkraft mit allem zu propagieren. Alle friedliebenden Religionen könnten sich finden in den neuen Visionen von relativer Bewegung. Vielleicht ist von daher auch ein Weg in die Köpfe der berufsblinden Berufsphysiker.
Wie komme ich in die Herzen der Menschen? Ich erzähle, dass, was Sie schon immer wussten, jetzt eine neue Formulierung habe. Das Geheimnis der Heiligen sei enttarnt. Was Einstein immer wusste und nicht zu verraten wagte, Relativität war ganz anders gemeint. Das Innen wie das Außen, das Große wie das Kleine: großartige Denkmuster bekommen die verdiente Ausformulierung. Der protestantische allgegenwärtige Gott, der den Leuten zu sehr personifiziert ist, ist eine kindertümelnde Umschreibung dessen, was die aufgeklärte Theologie zu sagen hat. Wir sind uns alle einig, selbst bei den Moslems wagen einige neu zu denken. Ich hatte bisher die Expansion als atheistisches Terrain gesehen, aber das ist in der historischen Situation ein völlig unnötiges Schlachtfeld. Wir brauchen Versöhnung, Schnittstellen im Weltbild, die Kraft in allem für alle verständlich gemacht, das ist das Ziel.
Shioya macht so schön den Bogen zwischen persönlichem Gesundsein und dem Weltfrieden. Er schafft es, durch Atmung und Vorstellung den Fokus auf das expandierende Jetzt zu lenken. Auch das ist etwas Neues im Zusammenhang mit meiner Mission. Wunschdenken und magisches Herbeirufen einer Wunschrealität, das Gebet, das hätten alle gern wahr. Das kann ich einbetten in die relative Beschleunigung. Dankbarkeit als Treibstoff für den Weltfrieden. Dialog statt Konfrontation. Die unendliche Kraft des Universums erklärt durch die Erkenntnis, dass für relative Bewegung keine Kraft nötig ist. Wenn alles um einen gleichen Faktor wächst, stetig, dann erklärt sich alle Kraft aus den relativen Veränderungen. Was sich nähert oder entfernt, was beschleunigt oder bremst, es ist immer zurückzuführen auf relative Daten, die für den Lebenden absolut Handlungsgrundlage sind.
Zum Atheismus müsste ich auch mal ein paar Zeilen schreiben. Ich komme aus Zürich, Zwingli, Vater war Atheist. Gott, bei den Protestanten, ist nicht bildlich gemeint, sondern als Kraft hinter allem zu verstehen; das war eigentlich damals normal. Meine Mutter brachte uns christliche Werte bei, auch das Beten. Als Kind musste ich direkt zu Gott beten, so ein Zwischending wie Jesus oder gar Heilige, gab es nicht. Man richtete seinen Kummer oder seine Versprechen direkt an den abstrakten Allmächtigen. Aber eben der war nie personifiziert, sondern genau das was Shioya mit der unendlichen Kraft des Universums meint. Wenn denn ein Gebet erhört werden kann, dann, weil Gott in allem steckt, direkt im Jetzt. Wenn „Gott“ das Kürzel für diesen Gedanken ist, dann haben die Protestanten den Streit schon ausgestanden, dann bin ich kein Atheist, eher ein Protestant. Daran stört dann nur noch dieser seltsame Jesus, an den man glauben soll, der aber eine fiese vespanianisch-römische, faschistisch-zynische Erfindung ist. Ein Mensch hingegen, der begriffen hat, wie die Expansion alles antreibt und jedes Jetzt aus expandierenden Wesen besteht, ist kein Atheist. Es ist eher so, dass die, die Gott einfach so als dumpfe Größe denken, oder als bärtigen Mann eingreifend, dass die keine Ahnung von dem göttlichen Tanz der relativen Abstände haben. Ihr tierischer Verstand retuschiert alles, auch gute Argumente, die zur wunderbaren Erleuchtung führen könnten. Kurz: was alle Weisen wussten: sie kannten eine Paraphrase für Gott und die war wirksam im Jetzt. Die Kulturformulierer aller Zeiten und Zivilisationen haben sich bemüht, klare Worte für das Chi oder Gott zu finden. Sie stießen meist auf wenig Einsicht, das lag daran, dass sie in Bildern aus feudal-archaischen Zeiten kommunizierten. Gesunde Menschen haben aber eine Abneigung gegen Unterwerfung.
Shioya will die unerschöpfliche Kraft des Universums aktivieren. Die Methode basiert wie das Gebet, auf dem Glauben, dass Worte eine Wortseele haben. Worte bewirken magisch den Weltfrieden, wenn viele gleichzeitig die große Bekräftigung aussprechen. Da ist der Knackpunkt, als aufgeklärter Kommunikationsforscher kann ich dieses magische Bekenntnis so nicht unterschreiben. Da Shioya die Expansion nicht kennt, neigt er zu alten Umschreibungen. Jene unerschöpfliche Kraft ist die Gewissheit, dass alles immerzu neu ist. Die Gestalt im Jetzt ist im Begriff sich zu erneuern. Da kommt mir eine Physikstunde in den Sinn: Wir schauen auf ein multiples Pendel, das Jetzt ist, wenn alles oben im Scheitel balanciert. Lässt man das Ganze abrollen, kann der berühmte Schmetterling oder der immaterielle Bekräftigungswunsch als Verursachung auf das kommende Chaos einwirken.
Literatur: Nobuo Shioya, "Der Jungbrunnen des Dr. Shioya", Koha, ISBN 3-936862-01-X
2021.2.21
Man kann sich nicht nicht-bewegen.
Was zählt, um aus wachsenden Objekten Umlaufbahnen werden zu lassen, ist der Abstand von Oberfläche zu Oberfläche. Aus den sich ändernden Abständen, die sich ändern, weil jeder wächst, errechnet der Wahrnehmende Bewegung. Jedes Objekt scheint sich zu jedem anderen zu bewegen, weil die Abstände von jedem aus gesehen sich allseits ändern. Unser Wahrnehmungsprozess ist nicht so verschieden von dem der Fledermäuse, die permanent Ultraschall-Messungen machen. Wir messen Licht in derselben Weise und rechnen so die relativen Abstände. Ich fange den Ball, der scheinbar auf einer parabolischen Kurve fliegt, obwohl ich gerade auf einer Welle reite, weil ich alle Augenblicksmessungen richtig mache und brauchbare Vorausberechnungen anstelle. So läuft Leben! Wir sind eingebettet in ein Netz von relativen Abständen, die sich alle ständig ändern und wir dürfen uns nicht allzu sehr vertun, wenn wir überleben wollen. Dass eine solche Existenz nicht leicht zu durchschauen ist, versteht man erst, wenn es einem gelingt, von außen zu schauen. Das Ergebnis jeder Abstandmessung ist verursacht von der Expansion, der alles unterworfen ist, und von der relativen Bewegung und Richtung der Dinge zu einander.
Einst hat mich Watzlavick’s These, „ Man kann nicht nicht-kommunizieren“, fasziniert. Jetzt ist es der Gedanke, dass der Abstand überall hin sich ändert, auch wenn nichts sich bewegt. In einem exakten Sinn: man kann sich nicht nicht-bewegen.
Das ist ein Axiom: man kann sich nicht nicht-bewegen.
2021.2.23
World Science Festival über Bewusstsein und Realität angehört, Psychologen Topfachleute aus den Humanwissenschaften erlebt, die sagen, dass wir artgemäß unsere Realität erzeugen, dass da draußen so etwas wie Wirklichkeit bestehe, die für immer rätselhaft bleiben müsse. Es geht stundenlang um Fehlleistungen der Sinne. Ich habe natürlich nach meiner Echolot Idee gesucht. Das Errechnen des Augenblicks aus einer Situationstheorie, der soziale Modus, Beschleunigung als Wirkung von unbeweglichen, wachsenden Dingen in der wahrnehmenden Kreatur, relative Bewegung von allem zu allem, wenn alles vor sich hin wächst; keiner der Laureaten hat einen Schimmer von diesen Tatsachen. Im Grunde hat keiner eine Erklärung, wie eine Spezies aus elektromagnetischen Impulsen farbiges Licht macht. Fibonacci Spiralen sind Zeugnis von der Wahrnehmung einer Dauer. Da es Spiralen überall gibt, wartet da ein Erkenntnis-Thema, wo heute nicht mal die Voraussetzungen im Zeitgeist der Fragestellungen bestehen. Man kann sich nicht nicht-bewegen. Fehlleistungen der Sinne angesichts einer nicht verstandenen physischen Realität zu finden, muss sehr frustrierend sein.
2021.2.25
Unendlichkeit
Neil de Grasse Tyson: „Living in other Dimensions“
Auch er sucht an der falschen Stelle und macht sich das Weltbild kompliziert. Er vermutet, dass wir zu nah am Primaten sind, um überhaupt den Einblick zu schaffen. Alles geschehe in vier Dimensionen, also müsse es eine drüber geben, die verursacht, die aber für uns als das Nichts erscheine.
Ich höre sowas in der Hoffnung, dass da Struktur in dieses Modell kommt. Aber da ist Einsteins Equivalenz-Gedanke nicht zu Ende gedacht. Die nächste Dimension ist nicht im mathematischen Sinne übergeordnet, so dass bessere Kalkulationen und genauere Messungen etwas davon aufdecken könnten. Es ist die totale Relativität von allem zu allem, die das Geschehen verursacht. Ich kann mich nicht nicht-bewegen.
2021.2.28
Sonntag, schon früh Sonne. Infinity hat mich gestern beschäftigt. Alle Professoren der renommierten Universitäten sind wieder versammelt und präsentieren ihre Vorstellung von Unendlichkeit, aber die mir vorschwebende ist nicht dabei. Eine Unendlichkeit der Art, dass sie eine unendlich expandierende Materie aufnehmen kann und dabei noch immer unendlich viel größer bleibt. Der Eindruck, den ein unendlich großer Eintrag macht, ist unendlich klein. Diese Unendlichkeit ist das Gefäß, in das die ewige Expansion auf ewig hineinwachsen kann, so das alles Sein in jedem Augenblick am Anfang steht. Was den Mathematikern lieb ist, der Hase und die Schildkröte, wo der Hase die Schildkröte nie eingeholt, weil er in jedem Zeitabschnitt der Schildkröte nur einen Bruchteil der Strecke näherkommt, bringt nur eine langweilige gedankliche Unendlichkeit. Würde der Hase dabei nicht immer kleinere Schritte tun, sondern gleich-bleibende Schrittlängen beibehalten, aber die Strecke, die noch verbleibt, würde immer relativ gleichbleiben, dann würden die beiden in Unendlichkeit umeinander trudeln und wir hätten ein lebensechtes Beispiel, die Beschreibung der physikalischen Wirklichkeit.
Der Theologe bringt Spinoza ins Blickfeld. Jetzt habe ich Spinozas Ethik gelesen, schwer zu ertragen, aber dann doch Zustimmung zu seinen Thesen. Alles Spätere ist auf diesem Teppich dazu gekommen: Novalis, Hegel und die Zeitgenossen. Spinoza auf Lateinisch gelesen, um herauszufinden, ob er in seinen Gottesvorstellungen nicht schon die Expansion erahnt hat. Eine Übersetzung könnte das wegretuschieren, ist aber nicht geschehen.
Die Zahl Pi, da staune ich noch immer: eine unendliche Zahl, total unordentlich, chaotisch, ist im innersten des Kreises, dem ordentlichsten Ding der Welt, verborgen. Ist der Motor der Vollkommenheit, des abgeschlossenen Seins, eine unendliche, nie endende Rechnung? In meinem Universum ist jede Bewegung eine Teilstrecke einer Parabel. Die Expansion bewirkt, dass jedes Geradeaus relativ zum nächsten hin gekrümmt ist. Der kugelrunde Wassertropfen zeigt, dass nichts an ihm zerrt, jede Spirale zeugt von der Relativität des Beobachters zum anderen.
Der Selbstheiler.
8.2.2021
Noch ein Bild: der Regentropfen, der oben auf dem Berg auf eine Felskante fällt. Wird er nach links in die Donau fließen, oder nach rechts in die Rhone? Ihn dort umzulenken, dürfte nicht schwer sein, wenn man rechtzeitig Einfluss nimmt. Für den Heiler, den erleuchteten, ist die Welt jederzeit wie für diesen Wassertropfen, er kann ihn mit einem Gedankenblitz auf eine Seite rollen. Um Gesundheit und ein langes Leben zu erreichen, braucht es jetzt nur noch die Überzeugung, dass ich und jeder von uns, ein permanenter Selbstheiler ist. Ich mache mich ständig von neuem gesund, stark und schön, in dem ich der Welt alles Gute wünsche - und meiner Prostata, dass sie sich zurückbilde.
Was ich nicht gut erklärt habe: ich suche nach einer Methode, die Einsichten der neuen Lehre in Taten umzusetzen. Der Geist kann Heilung bewirken, also kann er Dinge bewegen. Ein glitschiges Terrain, die Welt der Wunder! Da will ich nicht mitreden, aber etwas davon entmystifizieren, indem das vermeintliche Wunder zum vorhersehbaren Ereignis wird, das ist ein lohnenswerter Job. Der Gedanke, man könne seine Vorstellungen so sehr fokusieren, wie Licht mit Brennglas, dass die Zukunft sich dort wunschgemäß materialisiert, könnte fruchtbar sein. Warum? Nicht weil Worte eine Wortseele haben, sondern weil ein leicht verständlicher Mechanismus in jedem Augenblick und überall gleichzeitig und zu gleichem Anteil greift: die Expansion. Das kann man so verstehen, dass die Welt in jedem jetzt so sehr am Anfang steht, weil sie gerade im Begriff ist sich vollständig zu erneuern, dass sie auf kleinste Einflüsse reagiert. Die Zukunft ist bekanntlich nicht vorbestimmt, sie ist aber den Gegebenheiten im jetzt unterworfen. Weil ein Dinosaurier mal einen Furz gelassen hat, wird heute das Pendel nach links und nicht anders fallen. Das wäre so, wenn in der Zwischenzeit nicht noch andere Ereignisse ihren Einfluss gezeigt hätten und nichts im jetzt neu wäre.
Der Butterkrebs, der frisch gehäutete als Bild: Wir sind in jedem Augenblick weich und formbar für eine Zukunft in einer größeren Schale. Das ist nicht nur Schicksal sondern auch Chance. Ein Gedanke kann neu sein, ein Geruch, ein Hormon, und schon ist alles anders in der Zukunft.
2021.3.1
Fledermaustechnik
Die autonomen Fahrsysteme, die heute versuchsweise laufen, funktionieren mit genau meinem Gedanken. Geräte messen laufend nach allen Seiten alle Abstände und wählen den Weg. Kybernetik, darüber haben wir vor 60 Jahren nachgedacht.
Gott und die Expansion
Meine Gedanken zur unendlichen Kraft des Universums: ich habe das Gefühl offene Türen einzurennen, wenn ich „Gott“ dieser allem innewohnenden, allem überall und immer wirkenden Kraft zuordne, die jetzt etwas zeitgemäßer mit neuen Attributen versehen wird. Dass ich ausgerechnet über Gott nachdenke, muss an meinem Alter liegen.
Mir liegt am Herzen, dass die Menschen, die an einen Gott glauben wollen, nicht mit steinzeitlichen Gedanken zugeballert werden, sondern hoffen können, im Einklang mit echter naturwissenschaftlicher Erkenntnis zu leben. Ich würde mich freuen, wenn der Expansionsgedanke harmonisch mit dem Allgegenwärtigkeits-Gedanken der Gläubigen verstanden würde. Soll ich sagen Gott ist Expansion? Zumindest wird Gott nichts dagegen haben, dass die Sterblichen etwas mehr von seinem Wesen verstehen lernen. Er schenkt ihnen das Wissen, wie Gott wirkt. Gott hat keine übernatürlichen Absichten, schon gar nicht die, die physikalischen Wahrheiten vor euch zu verstecken. Gott wirkt indem er an der einzigen Stelle in Erscheinung tritt, wo er das kann: im Jetzt. Im Jetzt können wir mit der Expansion kommunizieren, schließlich das asiatische Chi verstehen, die Absicht Einsteins, den Gott der nicht würfelt beschreiben. Die vereinigte Theorie hat er an der richtigen Stelle gesucht: die Gravitation ist ein Effekt von relativen Abständen der expandierenden Objekte im Großen wie im Kleinen. Die Hilfskonstruktion mit der Raumzeit würde der gute Einstein heute als „greatest blunder“ fallen lassen.
Irgendwie ist es tröstlich, dass die Expansionstheorie eine göttliche Sichtweise vorschlägt. Dort erscheinen die Vorgänge, die in Ewigkeit ablaufen, ohne dass höhere Mächte eingreifen müssen. Die immerwährende Schöpfung von allem was ist in jedem Augenblick, die Expansion, sie ist unfehlbar, sie hat immer schon stattgefunden, auch wenn das Erschaffene einen Crash erlebt. Auch dieser Gedanke ist wohltuend für den Unfehlbarkeits-Aspekt Gottes. Hier löst sich der Widerspruch, dass Gott das Böse, die Versuchung zulasse. Damit hat er nichts zu tun, er steckt nur hinter den Bedingungen in jedem Augenblick, nicht als Verursacher des Geschehens unter Geschöpfen.
Nicht nur die Gläubigen, oder nur die Menschen, nein das ganze Universum wird bewirkt durch die göttliche Expansion. Ich komme mir absurd vor, aber auf beiden Seiten muss man die Welt retten.
2021.3.15
Mein Weltbild.
Seit dem letzten Aufsatz über Gott habe ich das Geschriebene oft gelesen, weil ich es nicht fassen kann, dass ich jetzt - kurz vor dem möglichen Ableben - noch einen Weg finde, mich mit dem Schöpfergott zu versöhnen. Da will ich denn definitiv zu Protokoll geben, dass ich so eine Sprache für mich persönlich nicht akzeptiere: der Gottgedanke ist zu kindisch um in meinem Weltbild Platz zu haben. Aber um euch einen Adressaten für eure Gebete und philosophischen Grundlagen zu lassen, ist Gott die ideale Figur. Wenn man mit einem bloßen Gedanken einen Schalter betätigen kann, (Das gibt es im Experiment.), dann wird auch der Glaube an die unendliche Kraft des Universums etwas bewegen können. Die Kraft meiner Gedanken hält mich am Leben. Ich nehme aktiv Einfluss auf die Gesundheit meiner Organe. Alles ist in jedem Augenblick neu. Danke dass ich heil bin. Danke wem? Der unendlichen Kraft des Universums, fokusiert auf das Jetzt, dieser Punkt, wo Dankbarkeit, Bitte um Heilung und ähnliches landen, ist Gott. Das ist eine gängige Definition seit etwa 400 Jahren.
2021.3.16
Eine bisher nie gesehene Kraft, die daraus entsteht, dass wir das Geschehen im Sozialen Modus erleben und die allseitige Expansion verkennen, könnte den Namen „Gott“ auch verdienen. Das ist nicht in einem Satz zu erklären. Der Soziale Modus ist meine Wortschöpfung und soll betonen, dass Wahrnehmende in einem Sozialverband relativ Gleichbleibendes für absolut gleich halten. Wenn alles im messbaren Universum alle zehn Tage doppelt so groß ist wie zuvor, merkt es keiner, weil auch das Maßband gewachsen ist. Diese weggerechnete Realität sorgt für erstaunliche Effekte. Missverstehend haben die Wissenschaften diese Zusammenhänge mit „Gravitation“ oder „Energie“ benannt. Sie „Gott“ zu nennen, wäre nicht weniger treffend.